Hilfe aus der Apotheke: Kein UV-Schutz gibt’s nicht

Wie man sich vor Sonnenschäden schützt und was im Ernstfall zu tun ist.
Sonne ist essenziell für uns. Sie fördert die Produktion von Vitamin D und hebt die Stimmung. Zu viel UV-Strahlung kann jedoch langfristige Schäden verursachen. Sonnenbrände, vorzeitige Hautalterung und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko sind nur einige der Gefahren.
Was guten Sonnenschutz ausmacht
Die Produkte müssen sowohl vor UVA- als auch vor UVB-Strahlung schützen. „UVB-Strahlen sind die Hauptursache für Sonnenbrand, während UVA-Strahlen tiefer in die Haut eindringen und langfristige Schäden verursachen“, so Schmudermaier. Beide erhöhen das Hautkrebsrisiko. Der Lichtschutzfaktor (LSF) gibt den Schutz gegen UVB-Strahlung an. Ein UVA-Siegel auf der Verpackung zeigt, dass der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des UVB-Schutzes beträgt. Sonnencremes gibt es in verschiedenen Darreichungsformen: von leichten Gelen bis zu pflegenden Cremes oder transparenten Sprays – viele davon wasserfest.
Mineralisch oder chemisch?
Sonnenschutzmittel schützen die Haut, indem sie UV-Strahlen reflektieren oder in harmlose Wärme umwandeln“, erklärt Schmudermaier. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von UV-Filter: Mineralische (physikalische) legen sich als Schutzschicht auf die Haut und reflektieren die Strahlen. Sie enthalten oft Zinkoxid oder Titandioxid und sind besonders für empfindliche Haut geeignet. Chemische Filter dringen in die Haut ein und wandeln UV-Strahlung in Wärme um. Diese Varianten sind meist unsichtbar und leichter aufzutragen. Viele Menschen tragen jedoch zu wenig Sonnencreme auf, wodurch der Schutz oft nicht ausreicht. „Für den ganzen Körper rechnet man mit drei bis vier Esslöffeln, für Gesicht und Hals etwa einen Teelöffel“, so Schmudermaier. Dabei ist regelmäßiges Nachcremen essenziell, insbesondere nach dem Schwimmen, Abtrocknen oder starkem Schwitzen. Wichtig zu wissen: Nachcremen verlängert den Schutz nicht, sondern erhält ihn nur!
Nach einem Tag in der Sonne braucht die Haut Feuchtigkeit. „After-Sun-Produkte mit Aloe Vera oder Thermalwasser kühlen angenehm und beruhigen“, so Schmudermaier. Besonders wohltuend: Thermalwassersprays, die gekühlt noch besser wirken.
Extra Schutz für Kinder und Babys
Kinderhaut ist besonders empfindlich. „Babys sollten überhaupt keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sein“, betont Schmudermaier. Statt Sonnencreme ist Schutz durch Schatten, UV-Kleidung und Kopfbedeckung in den ersten Lebensmonaten die beste Lösung. Ab einem Alter von 3 bis 6 Monaten gibt es spezielle Baby-Sonnencremes. Besonders wichtig: Die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden!

Dr. Bernd Schmudermaier, Inhaber der St. Anna Apotheke in Wien/Penzing
Schutz vor aktinischer Keratose
Langfristige UV-Belastung kann zu einer Vorstufe von Hautkrebs, der aktinischen Keratose führen. Besonders gefährdet sind Stellen, die häufig der Sonne ausgesetzt sind:
- Kopf (vor allem bei Männern mit wenig Haaren)
- Ohren und Nase
- Hals oder auch die Hände.
„Um das Risiko zu minimieren, ist konsequenter Sonnenschutz entscheidend – durch Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenschutzcremes mit hohem LSF“, erklärt Schmudermaier. Produkte mit LSF 100 bieten einen besonders intensiven Schutz. Zusätzlich kann die Einnahme von Vitamin B3 (Nicotinamid) oder Farnextrakt (Polypodium leucotomos) die körpereigenen Reparaturmechanismen unterstützen.
Sonnenallergie – was hilft?
Nicht jeder verträgt die Sonne gleich gut. Manche Menschen entwickeln eine Sonnenallergie, die sich durch Juckreiz, Bläschen und Hautrötungen äußert. Oft handelt es sich um eine Polymorphe Lichtdermatose (PLD), die durch UV-Strahlen ausgelöst wird. Es gibt aber auch Reaktionen zwischen UV-Strahlung und bestimmten Inhaltsstoffen von Kosmetika, Parfums oder Medikamenten – bekannt als Mallorca-Akne. „Betroffene sollten fettfreie, emulgatorfreie Sonnencremes verwenden und auf Parfum sowie Make-up verzichten“, rät Schmudermaier.
Sollten doch Symptome auftreten, helfen: Kühlende Gele mit Aloe Vera oder essigsaure Tonerde Antihistamin-Cremes zur Linderung von Juckreiz sowie Hausmittel wie kühle Joghurt- oder Quarkumschläge.
Vorsicht bei Medikamenteneinnahme
Sonnenschutz und Medikamente – eine gefährliche Kombination? Ja! Manche Medikamente machen die Haut empfindlicher für UV-Strahlung.
Dazu gehören:
- Antibiotika (z. B. Tetracycline)
- Blutdrucksenker (Diuretika mit HCT) Herzmedikamente (Amiodaron)
- Hormone (z. B. Östrogene, Progesteron, Corticosteroide)
- Pflanzliche Präparate (Johanniskraut, Arnika)
„Wer unsicher ist, sollte in der Apotheke nachfragen, ob sein Medikament die Haut empfindlicher macht“, empfiehlt der Apotheker.
Erste Hilfe bei Sonnenbrand
In leichten Fällen helfen: Feuchtigkeitsspendende Gele und Cremes, kühlende Sprays mit Dexpanthenol, Aloe-Vera-Gele oder essigsaure Tonerde. Bei starkem Sonnenbrand mit Blasenbildung oder Kreislaufproblemen (Übelkeit, Fieber, Erbrechen) sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
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