US-Behörden für vorübergehenden Impfstopp mit Johnson & Johnson

US-Behörden für vorübergehenden Impfstopp mit Johnson & Johnson
US-Gesundheitsbehörden drängen auf landesweiten Stopp nach sechs Fällen von seltenen Thrombosen bei Frauen. Eine Frau verstarb, eine ist in kritischem Zustand.

US-Gesundheitsbehörden (die FDA und die CDC) empfehlen einen vorübergehenden Stopp der Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, berichtet die New York Times. Sechs geimpfte Frauen zwischen 18 und 48 Jahren haben innerhalb von zwei Wochen (6 bis 13 Tage) nach der Impfung Sinusvenenthrombosen (ein Blutgerinnsel in einer Vene des Gehirns) und einen gleichzeitigen Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie) entwickelt. Eine Frau starb und eine befindet sich in einem kritischen Zustand.

In den USA haben bereits fast sieben Millionen Menschen den Einmalimpfstoff von Johnson & Johnson enthalten, weitere neun Millionen Dosen sind ausgeliefert. Der US-Hersteller erklärte in einer ersten Stellungnahme, die Fälle seien bekannt. Allerdings gab die Firma bekannt, dass die weitere Auslieferung nach Europa verschoben wird. "Wir haben die Entscheidung getroffen, die Markteinführung unseres Impfstoffes in Europa aufzuschieben", hieß es in einem Firmenstatement.

In einem gemeinsamen Statement betonen die Gesundheitsbehörde FDA und das Krankheitskontrollzentrum CDC, dass solche Nebenwirkungen sehr selten seien. Bis die weitergehenden Analysen abgeschlossen sind, wird das Aussetzen der Impfungen empfohlen.

 

Noch am Freitag hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA erklärt, bisher keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Johnson & Johnson und Blutgerinnseln gefunden zu haben. Die Untersuchungen zu Fällen von Blutgerinnseln dauerten an. Bisher seien "einige" Fälle bekannt geworden, in denen Patienten nach einer Impfung mit dem Johnson & Johnson-Vakzin Blutgerinnsel und einen Rückgang der Blutplättchen erlitten hätten, hieß es am Freitag. "Beides kann viele verschiedene Ursachen haben", erklärte die Arzneimittelbehörde.

Auch die Europäische Arzneiagentur prüft

Auch die Europäische Arzneimittelagentur prüft einen möglichen Zusammenhang des Impfstoffes von Johnson & Johnson mit vier schweren Thrombose-Fällen, darunter auch ein tödlicher. Wie die EMA vergangenen Freitag mitteilte, wurden drei der Thrombose-Fälle in den USA gemeldet und ein weiterer im Rahmen einer klinischen Studie an einem nicht näher genannten Ort.

Das Johnson & Johnson-Vakzin war Mitte März in der EU zugelassen worden. Insgesamt sollen im zweiten Quartal 55 Millionen Dosen in die EU geliefert werden. Anders als bei den anderen Vakzinen ist hier nur eine Impfspritze für einen umfassenden Schutz nötig.

Erste Impfstoffe in Österreich eingetroffen

Heute, Dienstag, sind die ersten Vakzine des Herstellers Johnson & Johnson in Österreich eingetroffen. Insgesamt wurden 16.800 Dosen geliefert, teilte das Gesundheitsministerium mit. Bestellt wurden 2,5 Millionen Dosen.

Diese 16.800 Dosen bleiben aber noch beim Großhandel. "So lange, bis Klarheit über allfällige Nebenwirkungen herrscht, werden diese Dosen nicht an die Impfstellen ausgeliefert und auch nicht verimpft", heißt es im Gesundheitsministerium.

Wie beim Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca und dem russischen Vakzin Sputnik V handelt es sich beim Vakzine von Johnson & Johnson um einen Vektorvirenimpfstoff. Dabei wird als Vektor ein sogenanntes Adenovirus genutzt. Dieses löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann.

Vorprüfungen der US-Arzneimittelbehörde FDA, die dem Vakzin Ende Februar eine Notfallzulassung erteilte, bescheinigen dem Präparat von Johnson & Johnson eine sehr hohe Wirksamkeit. Demnach verhinderte das Mittel in einer großen klinischen Studie in den USA schwere Erkrankungen zu 85,9 Prozent. Ein weiterer Vorteil des Impfstoffs ist, dass er bei normalen Kühlschranktemperaturen lagerbar ist.

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