Gut hydriert, gut drauf: Wie Flüssigkeitsmangel auf die Psyche wirkt

Wasser gilt als Lebenselixier des Menschen. Es ist für nahezu alle lebenswichtigen Prozesse im Körper unverzichtbar. Aktuell scheint die farb- und geruchlose Flüssigkeit so populär wie nie: Stylishe Trinkbecher sind zum Statussymbol avanciert, immer mehr Hersteller drängen mit Ideen zur Wasseraromatisierung – von Brausewürfeln bis Duft-Pods – auf den Markt.
Der Nachfrage nach zu urteilen ist das Bewusstsein für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gestiegen. Eine begrüßenswerte Entwicklung, wie eine neue Studie untermauert.
Zu wenig Wasser zu trinken könnte Stressreaktionen verstärken
Im Journal of Applied Physiology berichten Forschende, dass Menschen, die weniger als die täglich empfohlene Flüssigkeitsmenge zu sich nehmen, stärkere Stresshormonreaktionen zeigen, die wiederum mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes und Depressionen verbunden sein können.
Konkret fanden die Fachleute der Liverpool John Moores University heraus, dass Probanden, die weniger als 1,5 Liter Flüssigkeit – oder sieben Tassen Tee – pro Tag tranken, in emotional herausfordernden Situationen eine eineinhalbmal so große Menge des Stresshormons Cortisol ausschütteten – im Vergleich zu Personen, die sich an gängige Trinkempfehlungen hielten.
"Eine übermäßige Cortisolreaktion auf Stress wird mit einer schlechteren langfristigen Gesundheit in Verbindung gebracht", erklärt Mitautor und Physiologe Neil Walsh die Relevanz der Erkenntnisse in einer Aussendung.
Motivierte und weniger motivierte Trinker im Stresstest
Die Studie wurde vom global tätigen Lebensmittelkonzern Danone finanziert, der auch eine Forschungseinrichtung betreibt. Für die Studie teilten Walsh und sein Team gesunde junge Erwachsene in zwei gleich große, 16-köpfige Gruppen ein. Die Gruppe mit niedriger Flüssigkeitszufuhr bestand aus Personen, die typischerweise weniger als 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag (Wasser, Heißgetränke etc.) tranken. Die Gruppe mit motivierten Trinkern umfasste Teilnehmende, die regelmäßig die empfohlene tägliche Wasserzufuhr einhielten – zwei Liter für Frauen und 2,5 Liter für Männer. Beide Gruppen wurden hinsichtlich zentraler Faktoren, die Stressreaktionen beeinflussen, psychologische Merkmale oder Schlaf etwa, abgeglichen.
Die Teilnehmenden behielten eine Woche lang ihre üblichen Trinkgewohnheiten bei, während ihr Hydratationsstatus anhand von Blut- und Urinproben überwacht wurde. Anschließend absolvierten sie einen Stresstest. Beide Gruppen fühlten sich gleichermaßen ängstlich und zeigten während des Stresstests – ein simuliertes Vorstellungsgespräch – ähnliche Anstiege der Herzfrequenz. Allerdings zeigte nur die Gruppe mit verhaltenen Trinkgewohnheiten eine signifikante Zunahme des Cortisolspiegels im Speichel als Reaktion auf den Stresstest.
Hormon Vasopressin als vermittelnder Faktor
Eine mögliche Erklärung könnte in der engen Verbindung zwischen dem Wasserregulationssystem des Körpers und dem Stressreaktionszentrum im Gehirn liegen, schreiben die Forschenden. Wenn der Körper Dehydration wahrnimmt – sei es durch unzureichende Flüssigkeitsaufnahme oder übermäßigen Flüssigkeitsverlust –, wird die Ausschüttung des Hormons Vasopressin ausgelöst. Vasopressin wirkt hauptsächlich auf die Nieren und fördert die Wiederaufnahme von Wasser, um das Blutvolumen und den Elektrolythaushalt aufrechtzuerhalten.
Dieser Schutzmechanismus hat seinen Preis: Eine anhaltende Vasopressin-Ausschüttung belastet die Nieren, da sie härter arbeiten müssen, um den Urin zu konzentrieren und den Elektrolythaushalt zu regulieren. Vasopressin wirkt auch auf das Stressreaktionszentrum im Gehirn, den Hypothalamus, wo es die Ausschüttung von Cortisol beeinflussen kann.
In weiteren Studien sollen die Erkenntnisse geprüft und Details zu den dahinterliegenden Mechanismen geklärt werden. "Ausreichend hydriert zu sein, kann dem Körper helfen, Stress besser zu bewältigen", fasst Mitautor Daniel Kashi zusammen.
Eine praktische Methode, den eigenen Hydratationsstatus zu überprüfen, sei die Beobachtung der Urinfarbe: Hellgelb deutet in der Regel auf eine gute Flüssigkeitsversorgung hin.
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