Trend zu später Mutterschaft: Wiener Studie warnt vor erhöhten Risiken

Das Alter bei der ersten Geburt hat sich in den vergangenen Jahren deutlich nach hinten verschoben.
Zusammenfassung
- Eine Studie zeigt, dass ein später Kinderwunsch häufiger zu Frühgeburten, Kaiserschnitten und niedrigem Geburtsgewicht führt.
- Gesellschaftliche Veränderungen wie längere Ausbildungszeiten und berufliche Prioritäten tragen zum Trend der späteren Mutterschaft bei.
- Mit dem Alter steigt die Nutzung von Reproduktionsmedizin, was gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind erhöht.
Ein später Kinderwunsch kann gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Das zeigt eine aktuelle Studie eines Forschungsteams der Universität Wien, veröffentlicht im American Journal of Human Biology. Demnach treten bei Frauen, die ihr erstes Kind jenseits der 35 bekommen, häufiger Frühgeburten, mehr Kaiserschnitte und niedriges Geburtsgewicht auf.
Grund für den Trend zur späteren Mutterschaft sind laut den Studienautoren gesellschaftliche Veränderungen wie längere Ausbildungszeiten, ein geändertes Rollenverständnis und die Priorisierung beruflicher Ziele. In Österreich etwa stieg das Durchschnittsalter bei der ersten Geburt von 23,8 Jahren (1984) auf 30,3 Jahre (2022).
Nutzung von Reproduktionsmedizin steigt mit dem Alter
Die Analyse basiert auf Daten von 6.831 Erstgebärenden, deren Kinder zwischen 2010 und 2019 in der Klinik Donaustadt geboren wurden. Im Vergleich zur Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen zeigte sich bei 35- bis 39-jährigen Müttern ein um 32 Prozent erhöhtes Risiko für Frühgeburten, bei Frauen ab 40 Jahren lag es sogar mehr als doppelt so hoch. Auch medizinisch eingeleitete Geburten, geplante und Notfall-Kaiserschnitte sowie die Zahl von Babys mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 Gramm nahmen mit dem Alter signifikant zu.
Ein weiterer Aspekt: Die Nutzung von Reproduktionsmedizin stieg mit dem Alter deutlich. Während in der jüngeren Vergleichsgruppe nur 5,9 Prozent der Schwangerschaften mit Hilfe künstlicher Befruchtung entstanden, lag der Anteil bei den 35- bis 39-Jährigen bei 15,1 Prozent – und bei Frauen über 40 sogar bei 31 Prozent.
Die Forscher rund um Sylvia Kirchengast und Beda Hartmann warnen daher: Ein höheres Alter bei der ersten Geburt ist ein relevanter Risikofaktor für geburtshilfliche und neonatale Komplikationen. Der gesellschaftliche Trend zur späteren Mutterschaft sei zwar nachvollziehbar, müsse aber mit Blick auf gesundheitliche Aspekte kritisch betrachtet werden.
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