Augensteuerung und künstliche Stimmen: Hoffnung für Schwerstbehinderte

Augensteuerung
Neue Geräte auf dem Markt, die die Kommunikation und Steuerung erheblich erleichtern.

Für schwerstbehinderte Menschen sind technische Hilfsmittel heute der Unterschied zwischen einem mitunter qualvollen Leben mit einem Locked-in-Syndrom und einer vollständigen Teilnahme an einem familiären Umfeld, manche können damit sogar Vollzeit arbeiten. 

Seit vielen Jahren ist das schwedische Unternehmen tobii führend bei der Blicksteuerung. Mit deren Computern können Personen, die ihre Muskeln wegen neurologischer Krankheiten oder Querschnittslähmungen nicht mehr bewegen können, mit den Augen via tobii-Gerät über ein Spezialprogramm sprechen, im Internet surfen oder Licht, Radio und Fernseher steuern. 

Was selbst viele Betroffene und deren Familien nicht wissen: In den vergangenen Monaten sind zahlreiche Erweiterungen, aber erstmals auch ein Konkurrenzprodukt auf den Markt gekommen. 

Curly Vision und der schon ausgereifte tobii dynavox

Der Curly Vision one aus Stuttgart bietet ein besseres Sprachprogramm zu einem günstigeren Preis. "Wir hoffen, dass damit die Krankenkassen solche Geräte eher bewilligen", erklärt Daniel Wadsak von deren österreichischem Partner re-mobility. Kleinere Schwierigkeiten - etwa bei der Internetbedienung - werden im kommenden Jahr noch durch ein Software-Update behoben. Dafür ist die Menüführung einfacher.

Curly One

Der Curly Vision One

Für den tobii dynavox, der größer, umfangreicher und schon vollkommen ausgereift ist, gibt es eine weitere Revolution. Die schwedisch-belgische Acapela-Group kann mittels künstlicher Intelligenz eine Stimme für den Computer herstellen, die der Betroffene durch Unfall oder Krankheit verloren hat.

Künstliche Stimme per Künstlicher Intelligenz 

Hergestellt wird die künstliche Stimme aus einer Tonbandaufnahme des Betroffenen oder einem Podcast. Dafür reichen lediglich 50 Sätze und es funktioniert präzise, wie der KURIER nach einem Test bestätigen kann. Die Stimme kann aber auch für diverse Apps verwendet werden, heißt es beim österreichischen tobii-Vertriebspartner Mechatron

Neu seit heuer ist auch die MyEcc Pupil des deutschen Herstellers Homebrace, mit dieser können Rollstühle nur mit einer Brille gesteuert werden. Der Einsatz benötigt die Unterstützung einer technisch versierten Hilfskraft, das System funktioniert dann aber einwandfrei. Nur mit Hilfe der Augen lässt sich mit einem dazupassenden Rollstuhl sogar einfache Wanderwege in der Natur befahren.

Da es sich um medizinische Nischenprodukte handelt, sind die Preise entsprechend großzügig kalkuliert. Das Herstellen der Stimme kostet 1000 bis 2000 Euro, Augensteuerungsgeräte um die 20.000 und die Brillensteuerung über 30.000.

Die Krankenkassen (außer jene der Beamten) finanzieren solche wichtigen Hilfsmittel kaum, aber in den Ländern helfen Einrichtungen wie der Fonds Soziales Wien oder auch das Sozialministeriumsservice. Wer noch arbeitet, bekommt auch eine Unterstützung der Pensionsversicherung

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