Freiwilligkeit im Tierschutz: "Wenn wir nicht helfen, wer tut es dann?"

Patricia Mollin bei der Wiener Tierrettung.
Nähe durch Tiere: Die Wochenenden verbringt Patricia Mollin bei der Wiener Tierrettung.

Wenn Patricia Mollin von ihrem freiwilligen Engagement erzählt, dann klingt es nach einem inneren Motor, der sie antreibt. „Vielleicht liegt es daran, dass Tiere in meinem Leben immer einen Platz hatten. Vielleicht auch daran, dass ich als alleinerziehende Mutter sehr genau weiß, was es heißt Verantwortung zu tragen“, sagt sie. Seit fast zwei Jahren engagiert sie sich bei der Wiener Tierrettung für Tiere, die verletzt sind, unter schwierigen Umständen leben oder die keiner mehr haben möchte. Vollzeit arbeitet die Wienerin im klinisch-administrativen Dienst einer großen Wiener Klinik, auf der Kardiologie und Herz-Gefäß-Chirurgie. Termine koordinieren, mit Rettung und Krankentransporten sprechen, Abläufe klären – ein stressiger Job, der Konzentration verlangt.

Und dennoch: Am Wochenende oder im Urlaub steht sie in der Zentrale der Wiener Tierrettung, im Tierquartier. Die Entscheidung zur Tierrettung zu gehen, fiel spontan und wurde von ihrer Tochter, die derzeit auf der Vetmed ihre Ausbildung zur diplomierten Tierpflegerin abschließt, als gemeinsames Projekt angestoßen. „Anfangs hatte ich Bedenken, dass mich das Leid der Tiere zu sehr mitnimmt; meine Tochter überzeugte mich mit dem Satz: ‚Mama, überlege, wenn wir nicht helfen, wer tut es dann?‘“

Somit schickten die beiden eine Bewerbung an die Tierrettung, und die erste Antwort war ein „Nein“. Zu viele Ehrenamtliche waren gekommen und wieder gegangen, zu unzuverlässig, zu unverbindlich. Die beiden blieben hartnäckig, und schließlich hatten sie einen Termin. Dann ging es schnell. „Wir waren um neun Uhr dort, und um neun Uhr siebzehn saßen wir schon im Einsatzauto.“ Der Teamleiter – selbst Rettungssanitäter – nahm sie einfach mit. Keine lange Schonfrist, keine theoretische Einführung. Nur: reinspringen, lernen, anfangen. Die Einsätze sind vielfältig genug: Fundtiere abholen, entlaufene ihren Besitzern zurückbringen, Abnahmen mit der Polizei durchführen, wenn ein Tier unversorgt ist oder nicht artgerecht gehalten wird. Im Sommer reiht sich Einsatz an Einsatz, nach Weihnachten ebenso – dann, wenn verschenkte Tiere plötzlich lästig werden.

Patricia erzählt von einem Hund auf der Autobahn. Angefahren, schwer verletzt, letztlich verstorben. „Solche Einsätze tun weh“, sagt sie. Sie und ihre Tochter haben schon geweint während der Dienste. Ein Einsatz, den sie nie vergessen wird, war ein Abend im Winter. Eine „Messi“-Wohnung, 18 Hunde, frei laufend, panisch, manche verletzt. „Wir waren zu dritt, fünf Stunden lang. Es war kalt, die Tiere haben sich gegenseitig gebissen. Wir mussten sie alle einfangen.“ Ein Einsatz, der an die Substanz geht, körperlich wie emotional. Doch am Ende waren alle 18 Tiere in Sicherheit.

Wenn man Patricia fragt, was sie antreibt, kommt eine klare Antwort: „Liebe. Wenn man diese Liebe nicht hat, kann man es nicht machen.“ Ehrenamt brauche Verlässlichkeit und nicht das „Wenn’s mir grad passt“. Man müsse bereit sein, hineinzugehen in Situationen, die unangenehm sind. In Wohnungen, die man sich nicht vorstellen möchte. Zu Tieren, die krank, verängstigt oder verletzt sind.

Und dann gibt es auch die Momente, in denen eine Katze nach Tagen endlich wieder in den Armen ihres Besitzers liegt und Tränen fließen, aber diesmal vor Freude. „Genau das ist es“, sagt Patricia. „Dann weiß man, wofür man es macht.“

Was sie sich wünscht? Dass mehr Menschen hinsehen, Verantwortung übernehmen und erkennen, wie wichtig jedes einzelne Tier ist.

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