Vom Labor ins Tierschutzhaus: Zweite Chance für 45 Laborratten

Aktuell betreut das Tierschutzhaus in Vösendorf (Bezirk Mödling) 100 Ratten - 45 davon wurden vor Kurzem im Anschluss an ihr Leben in Labor-Einrichtungen aufgenommen.
„Wir verwehren uns entschieden gegen Tierversuche, können diese aktuell aber leider noch nicht vollständig verhindern. Umso wichtiger ist es, dass es Strukturen gibt, die den betroffenen Tieren ein Leben nach dem Labor ermöglichen“, betonte Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria.
Dank der engen Zusammenarbeit mit anderen Organisationen - etwa mit dem Verein Labortierhilfe Österreich My-Second-Life sowie mit Tierversuchsinstituten in Wien und Niederösterreich - könne man vielen dieser Tiere eine zweite Chance geben.
Aufnahme mit Bedingungen
Voraussetzung für einen Umzug ins Tierschutzhaus oder eine andere Tierschutzeinrichtung nach Abschluss der Experimente ist allerdings, dass die Tiere gesundheitlich und psychisch stabil sind.
Erst seit 2013 ist es in Österreich dank einer Gesetzesnovelle rechtlich möglich, Labortiere zu vermitteln. Seitdem hätten infolgedessen neben Laborratten und Mäusen auch Schweine, Schafe und Meerschweinchen den Weg vom Labor ins Tierschutzhaus gefunden.
Über 400.000 "Überschusstiere"
Es ist gut möglich, dass Tierschutz Austria in Zukunft weitere "Versuchskaninchen" aufnehmen wird, in Österreich werden immerhin jährlich rund 220.000 Tiere in Tierversuchen eingesetzt.
Etwa doppelt so viele Labortiere würden als "Überschusstiere" ohnehin getötet werden. Bei der Erzeugung von genetisch passenden Zuchtlinien, sei es üblich, dass mehrere Generationen verpaart werden, die für die Forschung aber nicht benötigt werden, heißt es von Seiten Tierschutz Austrias.
Dabei würden tendenziell eher Weibchen eines Wurfs getötet werden, da Männchen die bevorzugten Versuchsobjekte wären.

Das Tierschutzhaus in Vösendorf betreut als Österreichs größtes Tierheim aktuell rund 2.000 Tiere.
„Viele dieser Tiere könnten problemlos als Haustiere vermittelt werden“, erklärte Stephan Scheidl, Tierheimleiter des Tierschutzhauses in Vösendorf.
„Stattdessen werden sie aus Kosten- und Platzgründen getötet. Das ist nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch ein trauriges Symbol für die Probleme der Tierversuchspraxis. Hier müssen noch bessere Strukturen geschaffen werden, um sinnlose Tiertötungen zu vermeiden", fügte er hinzu.
Versuchstiere mit besonderen Bedürfnissen
Spezielles Wissen, ausreichend Platz und laufende Kosten für Futter, medizinische Betreuung und Vermittlung seien notwendig, um die betroffenen Tiere adäquat versorgen zu können.
Dabei ist Tierschutz Austria auf Spenden angewiesen. Ziel sei es mit diesen Mitteln den ehemaligen Versuchstieren - wie Laborratten und Kaninchen - eine zweite Chance auf ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.
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