Studie: Psychische Erkrankungen genetisch miteinander verknüpft

Eine Frau sitzt mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen auf dem Boden.
Für die Studie haben Forscher von fast 500 Forschungsinstitutionen weltweit DNA-Daten von mehr als einer Million Menschen mit diagnostizierten psychischen Erkrankungen zusammengetragen.

Zusammenfassung

  • Viele psychische Erkrankungen teilen genetische Risikofaktoren, wie eine internationale Studie mit über einer Million Betroffenen zeigt.
  • Genetische Überschneidungen bestehen besonders zwischen Depression, Angst, PTBS, ADHS, Autismus, Substanzgebrauchsstörungen, Anorexie, Zwangsstörungen, Schizophrenie und bipolarer Störung.
  • Die Ergebnisse legen nahe, dass die aktuellen Diagnosekriterien für psychische Erkrankungen aus biologischer Sicht überdacht werden sollten.

Viele psychische Erkrankungen sind laut einer neuen Studie genetisch miteinander verknüpft. So steigern Gene, die das Risiko für eine psychische Erkrankung erhöhen, oft auch die Wahrscheinlichkeit für andere psychische Störungen. 

Für die Studie haben Forscherinnen und Forscher von fast 500 Forschungsinstitutionen weltweit DNA-Daten von mehr als einer Million Menschen mit diagnostizierten psychischen Erkrankungen zusammengetragen, untersucht und verglichen.

Die Resultate wurden im Fachjournal Nature veröffentlicht. Genetische Variationen, die das Risiko für Depression, Angst und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) erhöhen, überschneiden sich demnach stark. Auch ADHS und Autismus teilen sich genetische Risikofaktoren.

Ebenso sind demnach die genetischen Wurzeln von Substanzgebrauchsstörungen wie Alkohol- oder Drogenabhängigkeit sehr ähnlich sowie die genetischen Risikofaktoren für Anorexie und Zwangsstörungen. Auch Schizophrenie und bipolare Störung teilen sich viele gemeinsame genetische Grundlagen. Bei jedem dieser fünf gefundenen genetischen Verwandtschaften gilt: Menschen, deren genetisches Profil einem bestimmten Topf entspricht, haben ein erhöhtes Risiko für jede der in diesem Topf enthaltenen Erkrankungen.

Diagnosekriterien überarbeiten?

Psychiaterinnen und Psychiater stützen sich seit langem auf Diagnosehandbücher, die psychische Erkrankungen aufgrund von Symptomen diagnostizieren. Die in der Studie entdeckten genetischen Überschneidungen der Erkrankungen legen nahe, dass diese Diagnose-Kategorien aus biologischer Sicht nicht immer die besten Grenzen setzen.

Bereits vor dieser Studie war bekannt, dass gewisse psychische Erkrankungen oft im Doppelpack kommen. Frühere Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass die meisten Menschen, bei denen eine Depression diagnostiziert wurde, auch eine Angststörungsdiagnose haben. Aus Österreich an der Studie beteiligt waren die Medizinischen Universitäten Wien und Graz sowie die Sigmund Freud Privatuniversität Wien.

Kommentare