Psoriasis-Therapie: Neue Hoffnung dank Biologika

Eine Frau mit einem gelben Netz vor dem Gesicht.
Psoriasis ist eine enorm belastende Hauterkrankung. Die systemische Behandlung mit Biologika kann die Lebensqualität von Betroffenen wiederherstellen.

Zusammenfassung

  • Biologika bieten neue Hoffnung für Psoriasis-Patienten durch gezielte Hemmung entzündungsfördernder Botenstoffe.
  • Psoriasis und Psoriasis-Arthritis sind belastende, chronische Erkrankungen mit komplexen Ursachen
  • Neben Biologika bleiben Hautpflegeprodukte wie rückfettende Salben wichtig für die Therapie von Schuppenflechte.

Menschen mit Psoriasis fallen nicht auf. Sie fallen nicht auf, weil man sie nicht sieht. Nicht bei gesellschaftlichen Veranstaltungen, nicht in der Straßenbahn, nicht am Arbeitsplatz – und schon gar nicht im Schwimmbad. Obwohl die Schuppenflechte nicht ansteckend ist, leiden Betroffene unter dem Stigma, das das Erscheinungsbild dieser Hauterkrankung mit sich bringt. Gekennzeichnet von geröteten, silbrig schuppenden Hautarealen, die alle Körperregionen betreffen können, treibt die chronisch-entzündliche Hauterkrankung viele in die soziale Isolation. „Die Krankheit hat massive Auswirkungen in allen Bereichen – körperlich, sozial und emotional“, bestätigt Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Weger von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie an der Med Uni Graz. Er betont: „Studien zeigen, dass die Lebensqualität von Psoriasis-Patienten ähnlich stark eingeschränkt ist wie die von Menschen mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.“ Doch nicht nur das äußere Erscheinungsbild belastet. Juckreiz, Spannungsgefühl der Haut und schmerzhafte Risse erschweren den Alltag zusätzlich.

Eine Illustration, die gesunde Haut und Haut mit Schuppenflechte im Vergleich zeigt.

Das Immunsystem greift an 

Psoriasis ist eine weltweit verbreitete Erkrankung. In der westlichen Welt sind zwei bis drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Auf Österreich heruntergebrochen betrifft die Hauterkrankung bis zu 276.000 Personen.

Dabei handelt es sich um eine chronische immunmediierte Erkrankung bei der es zu einer stark beschleunigten Zellneubildung kommt: Statt sich innerhalb von 28 Tagen zu erneuern, durchläuft die Haut diesen Prozess in nur wenigen Tagen.

Die häufigste Form ist die Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis), von der 80 bis 90 Prozent der Betroffenen betroffen sind. 

Weitere Formen sind:

  • Psoriasis guttata (2 bis 18 Prozent)
  • Pustulöse Psoriasis (2 bis 4 Prozent)
  • Generalisierte pustulöse Psoriasis (0,25Prozent)
  • Psoriasis (0,25Prozent)
  • Psoriasis-Arthritis, die nicht nur häufig vorkommt, betroffen sind 20-40 Prozent aller Psoriatiker, sondern auch schwerwiegende Folgen haben kann.

Zusätzlich kann die Erkrankung auch die Nägel betreffen. Eine Nagelpsoriasis zeigt sich durch kleine Dellen (Tüpfelnägel), eine Verdickung des Nagels oder gelblich-braune Verfärbungen (Ölnagel). In manchen Fällen kann sich der Nagel sogar ablösen.

Nicht nur die Gene entscheiden

Einerseits gibt es für die Schuppenflechte eine genetische Veranlagung, wobei man nicht vorhersagen kann, ob sich unter dieser Voraussetzung tatsächlich immer eine Psoriasis entwickeln muss. So gut wie sicher ist jedoch, dass es Auslöser braucht, die die Entwicklung der Hautkrankheit begünstigen. Weger: „Das können Stress oder Traumata sein, aber auch Infektionen sowie die Einnahme von Medikamenten wie etwa Betablocker können eine Psoriasis auslösen. Maßgeblich beteiligt sind bei der Entstehung die Entzündungsfaktoren TNF-Alpha, Interleukin 17 und Interleukin 23. Diese Botenstoffe des Immunsystems sind bei Psoriasis übermäßig aktiv und führen zur besagter beschleunigte Zellerneuerung. Neue Therapien setzen dabei an, diese zu blockieren.

Mehr als Symptomfreiheit

Für Patienten mit schwerer Psoriasis, braucht es eine schnelle und effektive Therapie. „Gerade bei Fällen, wo Arbeitsunfähigkeit im Raum steht, ist es wichtig, dass wir eine Therapie haben, die rasch wirkt und den Patienten ermöglicht, wieder am Leben teilzunehmen“, erklärt Weger.

Bevor die Therapieentscheidung fällt, muss die Schwere der Psoriasis bewertet werden. Dafür gibt es mehrere Scores, einer der wichtigsten ist der PASI-Score (Psoriasis Area and Severity Index), der die Ausdehnung, Rötung, Schuppung und betroffenen Hautstellen erfasst. „Eine Psoriasis mit einem PASI-Wert über 10 gilt als mittelschwer bis schwer und sollte systemisch behandelt werden“, so Weger. Doch der PASI allein reicht nicht aus: Schmerzen, Juckreiz, Lebensqualität oder Nagelbeteiligung werden hier nicht berücksichtigt, obwohl sie die Patienten stark beeinträchtigen. Daher sollten diese Symptome beziehungsweise die klinische Manifestationen der Psoriasis in die Wahl der Behandlung miteinbezogen werden.

Obwohl das vorrangige Ziel einer Behandlung die Reduktion des PASI-Scores von mindestens 75 Prozent, idealerweise sogar eine Reduktion um 90 , oder auch ein absoluter PASI-Wert unter drei ist, wird der Therapieerfolg nicht nur am Rückgang der Hautveränderungen gemessen. „Gerade bei Psoriasis geht es nicht um das Fehlen von Krankheit, sondern, wie die WHO Gesundheit definiert: um allgemeines körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden“, so Weger.

Doch was wünschen sich die Patienten selbst? Vor allem eines: ein normales Leben ohne Juckreiz, Schmerzen oder sichtbare Hautveränderungen. Dabei ist die Therapietreue entscheidend – doch genau hier liegt die Herausforderung. „Cremes sind oft schwer durchzuhalten, besonders wenn große Hautareale betroffen sind. Auch bei Tabletten ist die Adhärenz – die Treue – nicht immer ideal“, so Weger.

Gamechanger Biologika

Eine systemische Therapie mit Biologika bietet deshalb eine vielversprechende Alternative: dabei handelt es sich um biotechnologisch hergestellte Medikamente, die in das Immunsystem eingreifen und ganz gezielt diese entzündungsfördernden Botenstoffe hemmen, die für die Schuppenflechte verantwortlich sind. Sie sind für die Dauertherapie gedacht und werden subkutan über Spritzen verabreicht.

Mittlerweile gibt es am österreichischen Markt eine Reihe verschiedener Biologika, die in den Krankheitsmechanismus eingreifen und die Entzündungsfaktoren blockieren:

  • TNF-Hemmer: diese blockieren den Tumornekrosefaktor (TNF-Alpha), der Entzündungen verstärkt.
  • Interleukin-12/23-Hemmer: diese hemmen gezielt IL-12 und IL-23, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind
  • Interleukin-17-Hemmer: diese blockieren IL-17, das eine Schlüsselrolle bei Psoriasis spielt.
  • Interleukin-23-Hemmer: diese hemmen IL-23, das Entzündungsprozesse bei Psoriasis antreibt.

Dank dieser modernen Biologika-Therapien kann heute einer Vielzahl von Patienten ein nahezu erscheinungsfreies Leben ermöglicht werden. „Und damit die Rückkehr in den Alltag – ohne Juckreiz, ohne Schmerzen, ohne Stigma“, so Weger.

Kommentare