Riechstörung nach Covid-19: Heilung durch Eigenbluttherapie?

Frau riecht an Orange.
Ein neuer Behandlungsansatz könnte Betroffenen, die ihren Geruchssinn durch Corona oder andere Virusinfektionen verloren haben, helfen. Das Verfahren ist nicht unumstritten.

Zusammenfassung

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  • Eine Eigenbluttherapie könnte bei Geruchsverlust durch Covid-19 helfen, das Verfahren ist aber umstritten.
  • Das konzentrierte Blutplasma soll die Regeneration geschädigter Riechzellen ankurbeln, erste Tests zeigen positive Ergebnisse.

Es war und ist eine der prägnantesten Begleiterscheinungen von Covid-19: der Geruchsverlust. Während die meisten Betroffenen ihren Geruchssinn, eng mit dem Geschmackssinn verknüpft, nach Abklingen der Erkrankung wiedererlangen, kämpfen manche noch Monate oder gar Jahre später mit Einschränkungen. 

Die allermeisten empfinden den dauerhaften Verlust des Geruchssinns als belastend. Noch strapaziöser ist es, wenn statt einer Anosmie, wie der Verlust des Riechvermögens fachsprachlich genannt wird, eine Parosmie, also eine Riechstörung, vorliegt. 

Gerüche werden verändert wahrgenommen, angenehme als unangenehm empfunden, unangenehme als angenehm. Ganz gewöhnliche Gerüche können sich für Betroffene etwa in stinkend anmutende wandeln.

Neue, alte Therapie als Hoffnungsschimmer

Bislang wurde Betroffenen zu sogenannten Riechtrainings geraten. Die Behandlungsmethode umfasst bewusstes Riechen, das beispielsweise jeweils mit vier verschiedenen Aromen zweimal täglich für mindestens 15 Sekunden durchgeführt wird. Mögliche Aromen können Anis, Eukalyptus, Zitrone und Nelke als einzelne Aromen sein. Britische Fachleute wollen nun mit einer neuen Behandlungsoption gegen das Krankheitsbild vorgehen. 

Derzeit wird der Ansatz in Großbritannien erstmals an einer Patientin erprobt, die vor über zehn Jahren infolge einer Nasennebenhöhlenentzündung ihren Geruchssinn verlor. Die anfängliche Anosmie wandelte sich später in eine Parosmie. Nun erhält sie konzentriertes Blutplasma, das aus ihrem eigenen Blut gewonnen wird, per Infusion. Besser bekannt ist das Vorgehen unter dem Begriff "Eigenbluttherapie".

Natürliche Reparaturmechanismen stützen

Warum kommt es bei Virusinfektionen, etwa auch im Zuge einer Grippe, überhaupt zum Verlust oder der Störung des Riechvermögens? Man geht davon aus, dass das Virus Riechzellen in der Nase befällt und schädigt. Die Plasma-Infusionen sollen ihre Regeneration anregen.

Erstmals klinisch getestet wurde die Eigenbluttherapie bei Geruchsverlust von Zara Patel, Spezialistin für Geruchsstörungen an der Stanford University. Die Methode war nach dreimonatiger Anwendung einem Placebo überlegen. Nach einem Jahr verstärkte sich der Effekt nochmals. In einem Fall erlangte ein 73-jähriger Mann seinen Geruchssinn 45 Jahre nach dessen Verlust wieder, berichtet der britische Observer

Durch Patels Arbeiten wurde Claire Hopkins, Expertin für Nasenheilkunden am King's College London, auf den Ansatz aufmerksam. Hopkins erkannte früh in der Pandemie das Phänomen des Geruchsverlusts bei Covid-19 und widmet sich seither der Erforschung möglicher Therapien, bislang ohne nennenswerte Erfolge, wie der Guardian berichtet. 

"Die Beweise sind so aussagekräftig, dass ich das Gefühl habe, dass ich meinen Patienten dieses Verfahren anbieten sollte", wird sie im Guardian zum Potenzial der Therapie bei Riechstörungen zitiert. Das Verfahren sei minimalinvasiv, "die Risiken gering", so Hopkins, die die Behandlung nun breit im britischen Gesundheitssystem etablieren will. Eigenbluttherapien werden in Großbritannien, wie auch in Österreich, bereits für andere Zwecke eingesetzt. "Daher bin ich zuversichtlich, dass wir es anbieten können", so Hopkins.

Eigenbluttherapie teils umstritten

Die Eigenbluttherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der körpereigenes Blut entnommen und als Plasma aufbereitet in den Körper zurückgegeben wird. Die Wirkung ist wissenschaftlich umstritten, Studienergebnisse teils widersprüchlich. Etabliert hat sich das Verfahren in der Orthopädie, etwa zur Behandlung von Sportverletzungen, Gelenkbeschwerden, Sehnenverletzungen und chronischen Erkrankungen wie Arthrose oder Sehnenscheidenreizungen.

Der ersten britischen Patientin stehen noch zwei weitere Infusionen bevor. In rund drei Monaten wird die Behandlung abgeschlossen sein. 

Ob sie schon Verbesserungen bemerkt? "Ich bin wahrscheinlich die schärfste Beobachterin meines eigenen Geruchssinns", betont sie im Guardian. "Neulich bin ich aus dem Haus gegangen und habe mir gedacht: 'Oh Gott, das riecht aber gut. Und bevor ich mich umdrehte, dachte ich mir: 'Das riecht wie Winterjasmin. Und das war es auch."

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