Rauchen in der Pubertät kann sich Jahre später auf Nachwuchs auswirken

Menschen, deren Väter während ihrer Pubertät geraucht haben, scheinen schneller zu altern.
Jede Zigarette verkürzt Leben um 20 Minuten, postulierten britische Wissenschafterinnen und Wissenschafter erst vergangenes Jahr. Wer früh damit anfängt, kommt später nicht nur schwerer davon los. Auch die durchs Rauschen verursachten Gesundheitsschäden potenzieren sich.
Forschende der norwegischen Universität Bergen haben nun eine weitere mögliche Auswirkung eines frühen Rauchstarts identifiziert: Junge Männer, die bereits in der Pubertät zur Zigarette greifen, riskieren schädliche Auswirkungen auf ihre Samenzellen – und damit auch auf ihre noch längst nicht geborenen Kinder.
Menschen können schneller altern, wenn ihr Vater während ihrer Pubertät geraucht hat
Forschende um Juan Pablo López-Cervantes fanden bei Menschen, deren Väter im Alter von 15 Jahren oder noch früher mit dem Rauchen begonnen hatten, Anzeichen für eine raschere biologische Alterung. Schon frühere Forschungen hätten nahegelegt, dass Rauchen während der Pubertät nicht nur dem Raucher selbst, sondern auch seinen zukünftigen Kindern schaden kann, betonte López-Cervantes bei der Präsentation der Erkenntnisse am Kongress der European Respiratory Society in Amsterdam.
Um zu den Erkenntnissen zu gelangen, nutzten die Wissenschafter Messungen der sogenannten epigenetischen Uhren. Sie ermöglichen es, auf Basis von molekularbiologischen Veränderungen an der DNA unserer Körperzellen, das biologische Alter einer Person zu messen.
Raucher-Kinder biologisch neun Monate bis ein Jahr älter
Die Studie umfasste 892 Personen im Alter von sieben bis 50 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren, die Blutproben zur Verfügung stellten. Diese wurden auf epigenetische Veränderungen untersucht. Den Teilnehmenden wurde außerdem eine Reihe von Fragen gestellt, etwa, ob sie oder ihre Eltern jemals geraucht hatten und wenn ja, in welchem Alter.
Es zeigte sich, dass Menschen, deren Väter während der Pubertät mit dem Rauchen begonnen hatten, im Schnitt biologisch etwa neun Monate bis ein Jahr älter waren als ihr chronologisches Alter es vermuten lassen würde. Als man einbezog, ob die Menschen selbst jemals geraucht hatten, war der Unterschied zwischen biologischem und chronologischem Alter noch größer.
Bei Personen, deren Väter erst spät im Leben mit dem Rauchen begonnen hatten, stellte man nur einen geringen Anstieg des biologischen Alters fest. Bei Menschen, deren Mütter vor der Schwangerschaft geraucht hatten, konnten sie kein eindeutiges Muster für die biologische Alterung feststellen.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Buben, die während der Pubertät rauchen, möglicherweise unwissentlich Schaden für ihre späteren Kinder anrichten", fasst es López-Cervantes zusammen. Diese beschleunigte biologische Alterung sei relevant, da sie in früheren Forschungen mit einem höheren Risiko für Krankheiten wie Krebs und Demenz in Verbindung gebracht wurde.
Mit zunehmendem Alter sammeln sich zusätzliche Moleküle auf der DNA in menschlichen Zellen an. Das verändert zwar nicht die DNA an sich, beeinflusst aber das Verhalten der Gene. Diese sogenannten epigenetischen Veränderungen sind nicht nur ein Zeichen des Alterns, sondern stehen auch im Zusammenhang mit Alterskrankheiten wie Krebs und Demenz.
Einfluss auf epigenetische Material der Spermien
Mit den vorhandenen Daten lasse sich nicht vollständig erklären, warum Rauchen in der Pubertät mit einer schnelleren Alterung verbunden ist, heißt es. Denkbar sei, dass "wenn Väter in der Pubertät mit dem Rauchen beginnen, sich das epigenetische Material ihrer Spermien verändern kann und dass diese Veränderungen an die nächste Generation weitergegeben werden können".
"Wir alle wissen, dass Rauchen Krankheiten wie Asthma, COPD und Krebs verursacht", sagte Stamatoula Tsikrika, Vorsitzende der Expertengruppe für Tabak, Rauchbekämpfung und Gesundheitserziehung der European Respiratory Society, anlässlich der Vorstellung der Studie. "Was wir nun allmählich lernen, ist, dass die durch das Rauchen verursachten Schäden über Generationen hinweg bestehen bleiben können."
Zwar seien Folgestudien nötig, um die Ergebnisse zu prüfen. López-Cervantes und sein Team fordern aber schon jetzt stärkere Bemühungen, um junge Menschen vom Konsum von Zigaretten und anderen Nikotinprodukten abzuhalten.
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