Mediziner zu Ramadan: "Für gesunde Erwachsene nicht problematisch"

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien.
Der KURIER hat bei Public-Health-Experten Hans-Petter Hutter nachgefragt, welche Auswirkungen das Fasten auf die Gesundheit haben kann.

Noch bis 30. März läuft der heurige muslimische Fastenmonat Ramadan. Auch in Österreich fasten viele der rund 745.000 Musliminnen und Muslime, das heißt, sie essen und trinken nur vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang. 

Kann das gesund sein? Ja, sagt Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. "Das Fasten an sich ist für gesunde Erwachsene nicht problematisch. Allerdings muss man es überlegt angehen und gewisse Regeln beachten, um dem Körper nicht zu schaden", betont der Mediziner.

Vorsorgliches Trinken nicht ratsam

Wichtig sei vor allem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, wobei in der Früh und am Abend nicht große Mengen auf einmal getrunken werden sollten, sondern kleinere Mengen. "Vortrinken", also große Mengen vor Sonnenaufgang zu trinken, sei nicht sinnvoll, vielmehr gehe es darum, 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang verteilt zu sich zu nehmen, sowie vor allem in der Früh flüssigkeitsreiche Nahrungsmittel zu konsumieren.

Dazu zählen Obst und Gemüse wie Gurken, Tomaten, Melonen oder Erdbeeren. Zusätzlich empfehlen sich als Morgenmahlzeit nährstoffreiche und anhaltend sättigende Lebensmittel wie Haferflocken, Eier und Vollkornbrot. 

Anlass, Essverhalten zu überdenken

"Beim Fastenbrechen am Abend sollte man eher kleine Portionen zu sich nehmen sowie fett- und zuckerreiche Speisen meiden. Das Fasten kann auch dazu genutzt werden, sein Essverhalten generell zu überdenken", rät Hutter. Abends sind Speisen mit langsam verdaulichen Kohlenhydraten, etwa Hülsenfrüchte, Eiweiß, gesunde Fette und ballaststoffreiche Lebensmittel sinnvoll. 

Überanstrengungen untertags besser vermeiden

Untertags sollten Überanstrengungen vermieden werden, insbesondere Belastungen, die der Körper nicht gewohnt ist. "Vor allem zu Beginn des Fastenmonats kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit oder anderen Befindlichkeitsbeeinträchtigungen kommen. Schwindel sollte man ernst nehmen und darauf achten, sich nicht zu überanstrengen", sagt Hutter. Im Laufe des Ramadans passe sich der Stoffwechsel an die neuen Zeiten der Nahrungszufuhr an. 

Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes sollten das Fasten nicht auf die leichte Schulter nehmen – sie sind laut Islamischer Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) vom Fasten befreit. Dennoch möchten viele den Ramadan einhalten, wie beispielsweise eine deutsche Studie mit muslimischen Diabetikern zeigt: 94 Prozent aller Muslime mit einem Typ-2-Diabetes fasten demnach für mindestens 15 Tage. 

"Bei chronischen Erkrankungen muss vorab ärztlich geklärt werden, wie man mit dem Fasten umgeht, insbesondere, wenn Medikamente im Ramadan nicht wie gewohnt eingenommen werden. Vor allem bei chronischer Herzschwäche, Nierenerkrankungen und Diabetes braucht es ärztlichen Rat und Begleitung", betont Experte Hutter. 

Kinder und Jugendliche sind ausgenommen

Oft sei das Einhalten des Fastens sozial bedingt, da viele aus dem Umfeld den Ramadan einhalten. "Gibt es gesundheitliche Gründe, die dagegen sprechen, ist man ganz klar von der Fastenpflicht ausgenommen. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche", so Hutter. 

Immer wieder sei das Fasten im Ramadan aber auch ein Thema an Schulen. Hutter: "Es gibt klare Regeln von den Religionsgemeinschaften dazu – schließlich soll das Fasten positive Effekte haben und den Gläubigen nicht schaden."

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