Private Krankenversicherung im Trend: Österreicher wollen mehr Wahlmöglichkeiten

Die Versorgung durch Wahlärzte ist vielen Menschen sehr wichtig.
60 Prozent der Menschen in Österreich ist es wichtig, sich einen Privatarzt leisten zu können. Das geht aus einer repräsentativen Erhebung des Marktforschungsinstituts Reppublika Research & Analytics im Auftrag der Uniqa Insurance Group AG hervor. Befragt wurden 3.262 Personen zwischen 16 und 60 Jahren. Während vor ein paar Jahren der Fokus der privaten Gesundheitsvorsorge auf einer bevorzugten Unterbringung bei einem Krankenhausaufenthalt lag – Stichwort Ein- oder Zweibettzimmer auf Sonderklasse –, ist heute vor allem die Möglichkeit, Wahlärzte aufzusuchen, wichtig geworden.
Auch spezielle, umfangreichere Vorsorgeuntersuchungen, die über die von der gesetzlichen Krankenkasse gedeckten Untersuchungen hinausgehen, sowie gesundheitsfördernde Angebote wie Massagen oder Wellnessangebote sind gefragt. Jeder Zweite misst der Leistbarkeit derartiger Behandlungen große Bedeutung zu. Die bevorzugte Unterbringung im Spital liegt erst auf Platz vier der Gesundheitsangebote, die für die Befragten sehr wichtig oder wichtig sind.
Derzeit können sich jedoch nur 16 Prozent der Befragten alle für sie wichtigen Services, Produkte und Dienstleistungen im Bereich Gesundheit uneingeschränkt leisten. 38 Prozent geben hingegen an, dass ihnen dies eher nicht oder gar nicht möglich ist. Trotzdem ist der Betrag, den die Befragten bereit wären, für eine private Krankenversicherung auszugeben, gestiegen. Im Durchschnitt würden sie monatlich 54 Euro für private Gesundheitsvorsorge zahlen – im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 46,10 Euro. Besonders die Jüngeren (bis 29 Jahre) zeigen sich mit durchschnittlich 60,30 Euro pro Monat besonders zahlungsbereit.
Jeder Dritte junge Erwachsene ohne Zusatzversicherung ist interessiert, eine abzuschließen
Rund ein Viertel (27%) der Befragten ohne private Krankenversicherung wäre interessiert, in den nächsten ein bis zwei Jahren eine solche abzuschließen. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist es sogar ein Drittel, die sich dafür interessieren. Ebenfalls etwa ein Drittel der Befragten (34%) macht sich häufig Gedanken über seine gesundheitliche Situation und mehr als die Hälfte davon (55%) erlebt diese Gedanken als belastend.
Und: Knapp drei Viertel der Befragten erachten gesundheitliche Vorsorge als sehr oder eher wichtig – ein Wert, der auf dem Niveau der finanziellen Vorsorge liegt (74%). „In Österreich ist die private Zusatzversicherung in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Rund vier von 10 Menschen sorgen privat vor. Die Menschen wollen sich sowohl finanziell absichern als auch gesundheitlich vorsorgen – und das möglichst selbstbestimmt und leistbar“, sagte René Knapp, Vorstand für Personenversicherung bei der Uniqa bei einer Pressekonferenz am Montag.
Flexible Lösungen mehr gefragt
Immer wichtiger werde dabei für potenzielle Kundinnen und Kunden, die Leistungen einer privaten Krankenversicherung flexibler wählen zu können. Mehr als der Hälfte der Befragten (57%) ist das sehr wichtig oder wichtig. Knapp zwei Drittel wollen zudem spätere Anpassungen der inkludierten Leistungen vornehmen können.
Ebenfalls abgefragt wurden Einstellungen zur Finanzvorsorge für die Zeit nach der Berufstätigkeit, etwa hinsichtlich Sparen, einer Pensions- oder Lebensversicherung oder Geldanlagen. 43 Prozent machen sich demnach häufig Gedanken über ihre finanzielle Situation – für knapp die Hälfte davon sind diese Gedanken persönlich belastend. Deutlich angestiegen im Vergleich zur selben Erhebung im Vorjahr ist der Anteil jener Personen, die angeben, über zu wenig Geld für finanzielle Vorsorge zu verfügen. Waren es 2024 noch 29 Prozent, so betrug der Wert in der aktuellen Erhebung 38 Prozent.
Auch der Anteil an Personen, die bereits konkrete Maßnahmen für ihre finanzielle Vorsorge getroffen haben, ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (2024: 40%, 2025: 37%). „Wir sehen, dass Orientierung und Wissensvermittlung weiterhin dringend geboten sind, um Handlungsmöglichkeiten gut zu verstehen und bewusste Entscheidungen treffen zu können“, betonte Bettina Fuhrmann, Leiterin des Kompetenzzentrums für Finanzbildung und des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien. „Das gefühlte Finanzwissen steigt. 31 Prozent der Befragten schätzen es eher bzw. sehr hoch ein, gegenüber 24 Prozent im Vorjahr. Das ist aber immer noch ein geringer Wert. Und nicht jeder, der sein Wissen hoch einschätzt, kennt sich wirklich gut aus“, so Fuhrmann.
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