Weltweite Studie: Wie groß ein durchschnittlicher Penis wirklich ist

Neue Durchschnittswerte könnten den Leistungsdruck auf Männer deutlich mindern.
Wie groß ist ein durchschnittlicher Penis – und wie sehr hängt das vom Herkunftsland ab? Diese Frage bewegt nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte weltweit.
Jetzt liefert eine neue Studie unter der Leitung von Sharokh Shariat, Vorstand der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität/AKH Wien, eine fundierte Antwort – und die ist deutlich bodenständiger als so manche überhöhte Erwartung.
In einer systematischen Übersichtsarbeit mit begleitender Metaanalyse, kürzlich veröffentlicht im renommierten Fachjournal Urology Research Practice, wurden die Daten von 33 Studien mit insgesamt 36.883 Teilnehmern ausgewertet – medizinisch exakt vermessen und fein säuberlich aufgeschlüsselt nach den WHO-Weltregionen.

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Das Ergebnis: Die durchschnittliche erigierte Penislänge liegt weltweit bei 13,84 cm, im schlaffen Zustand bei 9,22 cm. Der gestreckte Penis, der als Messwert zwischen schlaff und erigiert gilt, bringt es im Schnitt auf 12,84 cm. Auch beim Umfang gibt es klare Referenzwerte: schlaff 9,10 cm, erigiert 11,91 cm.
Auffällig ist dabei, dass Männer aus der WHO-Region Amerika in allen Längenkategorien die größten Durchschnittswerte aufwiesen, etwa mit 14,47 cm im gestreckten Zustand und 10,98 cm schlaff. Dazwischen, von West nach Ost, liegen 3 Kontinente aber nur 3 Zentimeter: Im asiatischen Raum beträgt die durchschnittliche Länge des gestreckten Penis zwischen 10,88 cm (Indien/Indoniesen) und 11,57 Zentimeter (China). Europa und Afrika liegen mit 12,61cm im Mittelfeld.
Doch was bedeuten diese Zahlen für die Praxis? Im Interview erklärt Shariat, warum realistische Referenzwerte für die urologische Beratung unerlässlich sind, welche Rolle kulturell geprägte Körperideale spielen – und weshalb weltweit niemand über denselben anatomischen Kamm geschoren werden sollte.
KURIER: Was waren Anlass, Hypothese und Ziel dieser Studie?
Sharokh Shariat: Das Hauptziel der Studie bestand darin, verlässliche Durchschnittswerte der Penislänge weltweit zu ermitteln – sowohl im schlaffen, gestreckten als auch im erigierten Zustand. Der Anlass war der weit verbreitete Irrglaube vieler Männer, ihre Penislänge sei unzureichend – ein Eindruck, der häufig durch Medien, Pornografie oder kulturelle Mythen verstärkt wird. Die zugrunde liegende Hypothese lautete, dass es zwar regionale Unterschiede in der durchschnittlichen Penislänge geben könnte, diese aber deutlich geringer ausfallen würden als vielfach angenommen. Und genau das hat sich bestätigt: Es bestehen messbare Unterschiede zwischen Weltregionen, aber der globale Durchschnitt im erigierten Zustand liegt bei etwa 13,24 Zentimetern – was deutlich unter der verbreiteten subjektiven Erwartung vieler Männer liegt.
Inwiefern unterscheiden sich weltweite Schönheitsideale bezüglich der Penislänge, und ist die Vorstellung „je größer, desto besser“ universell gültig?
Schönheitsideale sind stark kulturell geprägt und unterliegen sowohl historischen als auch medialen Einflüssen. In westlich geprägten Gesellschaften dominiert häufig das Ideal „größer ist besser“, was durch die Pornografie, Werbung oder Popkultur verstärkt wird. In anderen Teilen der Welt – beispielsweise in Teilen Asiens – stehen eher Aspekte wie Funktionalität, Harmonie oder Diskretion im Vordergrund. Das bedeutet: Die Vorstellung, dass „je länger, desto idealer“ sei, ist keineswegs universell, sondern vielmehr ein soziales Konstrukt. Zudem zeigen Studien, dass viele Partnerinnen und Partner andere Faktoren – wie emotionale Nähe, Kommunikation oder die Gesamtästhetik des Körpers – als deutlich wichtiger erachten als die Penislänge allein.
Welche Faktoren erklären die regionalen Unterschiede bei der durchschnittlichen Penislänge weltweit?
Tatsächlich gibt es messbare Unterschiede – Männer aus Amerika weisen tendenziell höhere Durchschnittswerte auf, während die Werte in Ostasien geringer sind. Die regionalen Unterschiede lassen sich durch eine Vielzahl von Faktoren erklären. Zum einen spielen genetische Variationen eine Rolle, die sich historisch über viele Generationen hinweg entwickelt haben. Auch Umweltfaktoren wie Ernährung während der Wachstumsphasen oder hormonelle Einflüsse während der Fetalentwicklung können sich auf die Genitalentwicklung auswirken. Zusätzlich kommen mögliche epigenetische Veränderungen ins Spiel, also Anpassungen im Genom, die durch äußere Einflüsse ausgelöst werden. Historisch betrachtet können auch Migration und genetische Vermischung durch Kolonialisierung Spuren hinterlassen haben, wobei diese Effekte mit der Zeit meist abnehmen.

Sharokh Shariat ist Vorstand der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität/AKH Wien.
Wie beeinflusst die Selbstwahrnehmung der eigenen Penislänge das psychische Wohlbefinden und die sexuelle Zufriedenheit von Männern?
Die Wahrnehmung der eigenen Penislänge hat bei manchen Männern erheblichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl, die sexuelle Zufriedenheit und soziale Beziehungen. Studien belegen, dass ein signifikanter Teil der Männer mit „normalen“ Maßen fälschlicherweise glaubt, sie hätten einen zu kleinen Penis – ein Phänomen, das als „Penis Dysmorphophobie“ bezeichnet wird. Dies kann zu Depressionen, Angststörungen oder riskanten Eingriffen führen. Eine realistische, wissenschaftlich fundierte Aufklärung – wie sie durch diese Studie erfolgt – kann entscheidend dazu beitragen, das Selbstbild zu korrigieren und das seelische Gleichgewicht zu stabilisieren.
In welchen medizinischen Kontexten ist die Penislänge diagnostisch oder therapeutisch relevant?
In der urologischen Praxis ist die Penislänge in den meisten Fällen medizinisch unerheblich. Es gibt jedoch einige spezifische Situationen, in denen sie diagnostisch oder therapeutisch relevant wird. So etwa beim sogenannten Mikropenis – das ist eine auffällig geringe Penislänge im erigierten Zustand, meist unter 8 Zentimetern. Dieses seltene Phänomen ist häufig genetisch oder endokrinologisch bedingt und bedarf einer differenzierten Abklärung. Auch eine überdurchschnittlich große Penislänge kann medizinische Relevanz haben, etwa wenn sie mit Deformationen oder funktionellen Einschränkungen einhergeht.
Darüber hinaus gibt es operative und instrumentelle Eingriffe, bei denen die genaue anatomische Beschaffenheit entscheidend ist. Bei der Katheterisierung oder Zystoskopie beispielsweise können ungewöhnliche Längen oder Krümmungen technische Herausforderungen darstellen, die jedoch mit entsprechender Erfahrung und geeigneten Hilfsmitteln meist gut zu bewältigen sind. Bei komplexeren Eingriffen wie der Implantation von Penisprothesen oder der operativen Behandlung von Erektionsstörungen – etwa bei der Induratio penis plastica (Peyronie-Krankheit) – ist eine präzise Vermessung des Penis unabdingbar. Gleiches gilt für rekonstruktive Eingriffe an der Harnröhre, etwa nach einer Hypospadie oder einem Trauma. In all diesen Fällen ist die individuelle Anatomie des Patienten maßgeblich für die Wahl und den Erfolg der Therapie.
Besteht ein Zusammenhang zwischen der Penislänge und der männlichen Fruchtbarkeit oder ist das reiner Mythos?
Ein direkter Zusammenhang zwischen Penislänge und Fruchtbarkeit ist wissenschaftlich nicht belegt. Die Spermienproduktion findet in den Hoden statt und hängt in erster Linie von hormonellen, genetischen und gesundheitlichen Faktoren ab – nicht von der Länge des Penis. Diese hat keinen Einfluss auf Spermienqualität, -menge oder -mobilität. Jedoch können bestimmte genetische Syndrome, bei denen ein Mikropenis auftritt, mit hormonellen Störungen einhergehen, die auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. In solchen Fällen liegt die Ursache aber tiefer – auf hormoneller Ebene – und nicht in der Penislänge selbst.
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