Soll ich es nochmal mit meinem Ex versuchen?
 
            
            Leserin Nadine (34) fragt:
Vor zwei Jahren habe ich mich von meinem Freund getrennt, nach einer schwierigen Beziehung. Der Kontakt war seitdem abgebrochen – bis er sich nun wieder bei mir gemeldet hat. Wir haben uns einmal getroffen, und dabei habe ich gemerkt, dass da immer noch Gefühle sind. Gleichzeitig erinnere ich mich aber auch daran, warum es damals nicht funktioniert hat: zu viele Streitereien, unterschiedliche Vorstellungen vom Alltag. Jetzt frage ich mich, ob es eine zweite Chance wert ist.
Antwort:
Dass alte Gefühle bei der Kontaktaufnahme Ihres Ex-Partners wieder aufleben, ist völlig normal – unser Gehirn gaukelt uns gerne eine beschönigte Vergangenheit vor. Psychologen nennen dies „Fading-Affect-Bias“: Negative Erinnerungen verblassen schneller als positive, sodass die alten Streitereien wie ferne Schatten wirken, während schöne Momente glänzen. Doch die Frage lautet nicht nur „Liebe ich ihn noch?“, sondern: War die Trennung damals verfrüht oder längst überfällig – und was hat sich konkret geändert? Ohne klare Belege für Veränderung riskieren Sie, alte Dramen zu wiederholen.
Prüfen Sie auf Wandel: Drei Indikatoren sind essenziell: Zeigt er in Konflikten weniger Eskalation und mehr kognitive Empathie, also die Fähigkeit, Ihre Perspektive nachzuvollziehen? Sind Ihre Alltags- und Zukunftspläne – etwa Familienplanung, Karriere oder Freizeit – klar aufeinander abgestimmt? Und übernimmt er Verantwortung für frühere Fehler, ohne Ausflüchte? Wenn diese Punkte zutreffen, könnte ein Neustart möglich sein. Testen Sie es als befristetes Experiment: 8-12 Wochen mit klaren Regeln, wöchentlichen Check-ins und langsamer Annäherung ohne Druck auf Intimität. So erkennen Sie, ob die Chemie Bestand hat, ohne sich zu verlieren.
Achten Sie aber auch auf Warnsignale: War Ihre Beziehung ein Push-Pull-Muster – mal Nähe, mal Distanz –, das nun zurückkehrt. Solche Dynamiken leben von „intermittierender Belohnung“: Unregelmäßige Zuwendung löst Dopamin-Schübe aus, ähnlich wie bei einem Glücksspiel, gepaart mit Cortisol-Stress. Dies wird oft mit „großer Liebe“ verwechselt. Die Folge können traumaähnliche Symptome sein (z. B. Flashbacks, Selbstzweifel, Ohnmachtsgefühle). Wirkt Ihr Ex-Partner auf Sie wie eine Droge, die Ihnen nicht guttut, fühlen Sie sich von ihm abhängig, oder können Sie im Kontakt mit ihm  Ihre Grenzen bewahren? Ihr Selbstwert ist dabei ein guter Indikator.
On-off-Beziehungen kommen relativ häufig vor; sie sind im Durchschnitt instabiler und weniger zufriedenstellend als kontinuierliche Beziehungen, ein dauerhafter Neustart gelingt nur einer Minderheit.
Ihr Single-Status: Seit zwei Jahren sind Sie allein – gibt es Dating-Hemmnisse, Frustration aus schlechten Erfahrungen oder ein Selbstwertgefühl, das Ihnen einredet „Nur er will mich“? Oft projizieren wir Schuld für vergangene Trennungen auf uns selbst, was uns für Alternativen blind macht. Nutzen Sie die Zeit, um neue Wege zu gehen: Dating-Apps, Hobbys oder soziale Kreise können zeigen, dass Optionen existieren.
Für eine langfristige Beziehung mit Ihrem Ex-Freund sind einerseits für die sexuelle Attraktivität gelebte Unterschiede wichtig, aber eben auch gemeinsame Werte in Ihrer Beziehungskultur: Übereinstimmung bei Treue, Familie, Karriere geht mit geringerem Trennungsrisiko einher. Sind Sie nur sexuell angezogen, oder teilen Sie Lebensziele? Besonders bei Kinderwunsch: Mit 34 schließt sich Ihr biologisches Zeitfenster langsam. Für einen neuen Partner wären 1-2 Jahre Kennenlernen ratsam, bevor man eine Familie plant, was bei weiteren erfolglosen Beziehungsversuchen mit dem Ex Zeitdruck schafft. Halten Sie Ihren Ex für einen guten Vater?
Vertrauen Sie aber auch Ihrem Bauchgefühl, wenn es mit seinem Verhalten (respektvoll, konsequent) übereinstimmt und Sie ihn als verlässlich und ehrlich erleben. Ohne klare Veränderungen schützen Sie sich besser, indem Sie die Vergangenheit loslassen und Türen für Neues öffnen. Sie verdienen Stabilität, nicht Wiederholung destruktiver Muster.
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