Osteoporose: Experten warnen vor Versorgungslücke

In Österreich sind mehr als eine halbe Million Menschen von Osteoporose betroffen, 80 Prozent davon sind Frauen nach der Menopause
In Österreich sind mehr als eine halbe Million Menschen von Osteoporose betroffen, 80 Prozent davon sind Frauen nach der Menopause, 20 Prozent sind Männer. „Osteoporose ist eine schleichende Erkrankung, bei der die Knochendichte über die Jahre abnimmt, wodurch die Knochen porös und anfälliger für Brüche werden“, so die Internistin Maya Thun am Montag bei der Apothekertagung in Schladming.
Die Risikofaktoren sind vielfältig. Erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten bei
- Kortisontherapie
- kalziumarmer Ernährung
- Rauchern
- Alkoholmissbrauch
- Bewegungsmangel
- Unterernährung
Gerade auf letzteres – die Unterernährung - sollte man bei Jugendlichen, vor allem jungen Mädchen besonders achten“, betonte Kirsten Menke, Fachapothekerin für Arzneimittelinformation in Frankfurt und ging dabei scharf mit den sozialen Medien ins Gericht. Junge Mädchen orientierten sich nach wie vor an Influencerinnen, die aus Ernährungssicht ein schlechtes Vorbild sind. Somit spielen neben der medikamentösen Behandlung spielen auch Prävention und Lebensstil eine entscheidende Rolle. Osteoporose-Prävention beginnt schließlich schon im Kindesalter. Nicht selten wird der Grundstein für eine spätere Osteoporose bereits in der Kindheit gelegt, wenn z.B. durch eine zu kalziumarme Ernährung oder Mangel an sportlicher Betätigung zu wenig Knochenmasse aufgebaut wird. Darum mahnt Menke: „Weg von Handy und Computer, raus in die Natur und bewegen.“ Und was für Jungen gilt, gilt auch für die „Großen“. Zur Osteoporose-Prophylaxe empfiehlt die Expertin so genanntes „Impact Training“- das ist eine Kombination aus gewichtsbelastendem Training wie Walken, Laufen oder auch Tanzen sowie mindestens zweimal pro Woche Krafttraining.
Steigende Zahl an Knochenbrüchen
Diese Maßnahmen können auf alle Fälle entscheidend bei der Vermeidung von Knochenbrüchen sein. Schließlich erleidet statistisch weltweit jede dritte Frau und jeder fünfte Mann über 50 Jahren eine sogenannte Fragilitätsfraktur. Besonders kritisch sind Frakturen des Oberschenkelhalses oder der Wirbelkörper. Diese lassen sich oft auch ohne Knochendichtemessung diagnostizieren, so Expertin Thun. Entscheidend sei jedoch eine rasche Therapie nach einem Bruch, um weitere Frakturen zu verhindern.
Trotz der steigenden Zahl an Knochenbrüchen erhalten jedoch nur wenige Patientinnen und Patienten nach einem Spitalsaufenthalt eine adäquate Therapie. Die Expertin sprach hier von einer eklatanten „Behandlungslücke“. Lediglich 15 Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer, die mit einer Osteoporose-Therapie aus dem Krankenhaus entlassen werden, erhalten nach 18 Monaten noch eine Behandlung. Ein weiteres Problem: Österreich gehört weltweit zu den Ländern mit den meisten Oberschenkelhalsbrüchen – nur Dänemark und Schweden schneiden noch schlechter ab. Warum die Zahlen hierzulande so hoch sind, sei unklar. „Es gibt vermutlich mehrere Ursachen“, so Thun. Doch eines stehe fest: „Es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Hohe Sterblichkeit
Die Folgen eines Knochenbruches können gravierend sein: Etwa 25 Prozent der Patientinnen und Patienten mit einer Oberschenkelhalsfraktur sterben innerhalb eines Jahres an den indirekten Folgen. „Die Sterblichkeit ist hoch – vergleichbar mit jener bei einer bösartigen Krebserkrankung“, betonte Thun. Besonders Männer seien gefährdet. Osteoporose werde in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterschätzt: „Viele fürchten sich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs, doch Osteoporose ist ebenso ernst zu nehmen.“
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