Lungenentzündungen: Mykoplasmen-Infektionen erreichten Rekordwerte

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen kam es zu einem Anstieg von Lungenentzündungen durch Mykoplasmen.
Infektionen mit Mykoplasmen und dadurch bedingte Lungenentzündungen sorgten ab Mitte 2024 für Aufsehen. Nach einem mehrjährigen Einbruch der Fallzahlen kam es global zu Rekordzahlen, wie eine internationale Studie unter Schweizer Leitung jetzt zeigt.
Die Bakterien waren zuvor mit den Covid-19-Maßnahmen, wie auch andere Infektionskrankheiten, fast vollständig verschwunden. Während die meisten Erreger nach den Corona-Maßnahmen schnell wieder auftraten, ließ das Comeback der Mykoplasmen bis Mitte 2023 auf sich warten. Nun zirkulieren sie wieder verstärkt, und zwar in „historisch hoher Anzahl“, wie die Schweizer Forschenden schreiben.
Um das Phänomen zu untersuchen, analysierten Wissenschafter um Patrick Meyer Sauteur vom Universitätskinderspital Zürich umfangreiche Daten aus weltweiten Überwachungssystemen. Sie stellten fest, dass der Anstieg nicht nur auf vermehrte Tests zurückzuführen war, sondern auch der Anteil positiver Testergebnisse signifikant gestiegen ist. Daten aus Österreich sind in der aktuellen Studie nicht enthalten.
Anstieg in Österreich
Allerdings wurde auch in Österreich ein Anstieg bei Mykoplasmen-Infektionen beobachtet. Besonders häufig waren Kinder und Jugendliche betroffen, aber auch bei Erwachsenen kam es zu teils schweren Lungenentzündungen durch die Bakterien. „Im Moment sind Lungenentzündungen durch Mykoplasmen nicht mehr so häufig wie gegen Jahresende 2024, aber es waren in diesem Winter mehr als im letzten und vorletzten Winter“, sagt Bernd Lamprecht, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP).
Ganz ungewöhnlich sei das nicht, sagt Lamprecht. „Man kennt derartige zyklische Häufungen. Sie kommen daher, dass nach einer Infektion für eine gewisse Zeit eine Immunität vorhanden ist, die dann schrittweise wieder abnimmt. Auf stärkere Jahren folgen daher weniger Infektionen. Wenn aber die Immunität in der Bevölkerung nachlässt, können sich wieder mehr Menschen infizieren.“
Laut Schweizer Studie gab es trotz der langen Immunitätspause und des starken Anstiegs der Infektionen keine signifikante Zunahme schwerer Krankheitsverläufe im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. „Aber obwohl die meisten Infektionen mild verlaufen sind, waren die Spitäler tatsächlich wirklich voll mit Mykoplasmen-Fällen“, so Studienautor Meyer Sauteur.
Lungenentzündungen durch Mykoplasmen sind gut behandelbar, jedoch nicht mit jenen Antibiotika, die bei normalen Lungenentzündungen eingesetzt werden.
Atypische Erreger
Lamprecht: „Mykoplasmen sind atypische Erreger – sie haben keine Zellwand, sodass Antibiotika, die an der Zellwand wirken, bei Mykoplasmen nicht wirkungsvoll sind. Es müssen andere Antibiotika eingesetzt werden.“
Die Symptome der bakteriellen Lungenentzündung ähneln jenen anderer Lungenentzündungen, die etwa durch Viren oder durch Pilze ausgelöst werden können. Häufig kommt es zu Husten, Fieber, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Generell haben Lungenentzündungen seit der Pandemie laut Lamprecht nicht zugenommen, sondern seien „im Rahmen dessen, was wir in anderen Wintern sehen“.
Kommentare