Multiple Sklerose: Die Krankheit der tausend Gesichter

Multiple Sklerose greift das Nervensystem an
Dank moderner Behandlungen können viele Menschen mit MS ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen. Doch die Krankheit wirft noch viele Fragen auf.

Schwierigkeiten beim Sehen, Gefühlsstörungen in Armen und Beinen oder ausgeprägte Müdigkeit – all das können Anzeichen für Multiple Sklerose (MS) sein. Die Symptome sind so zahlreich und verschieden wie der Verlauf der Krankheit selbst. Nicht umsonst wird sie „die Krankheit der tausend Gesichter“ oder auch „die unsichtbare Erkrankung“ genannt, erklärt Christian Strasser, designierter Geschäftsführer der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien (MSG Wien).

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MS ist eine neurologische, chronisch-entzündliche Erkrankung, die zu der Gruppe der Autoimmunerkrankungen zählt. „Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Bei MS kommt es zu einer Schädigung des zentralen Nervensystems. Das heißt, die Krankheit zielt auf unsere Nerven ab, deren Hauptsitz das Gehirn ist. Das kann irreparable Schäden, wie etwa bleibende Lähmungen, verursachen“, erklärt Strasser.

Ungleiche Verteilung

Schätzungen zufolge leben weltweit ca. 2,8 Millionen Menschen mit Multipler Sklerose, die Verteilung ist jedoch ungleich. Strasser: „Studien zeigen, dass das MS-Risiko mit der Entfernung zum Äquator zunimmt. Ausschlaggebend hierfür könnten mitunter die verminderte Sonneneinstrahlung und ein niedrigerer Vitamin-D-Spiegel sein.“ 

Auch was die Geschlechter betrifft, sind deutliche Unterschiede bei der Verteilung erkennbar. Laut MSG Wien sind in Österreich ca. 14.000 Menschen von MS betroffen, davon 69 Prozent Frauen und 31 Prozent Männer.

Ungelöstes Rätsel

Die Genetik allein ist jedoch nicht ausschlaggebend. „Es ist immer noch ein ungelöstes Rätsel, was letztlich die Ursache für eine MS-Erkrankung ist. Soweit wir wissen, gibt es nicht die eine Ursache, sondern es spielen viele Faktoren zusammen“, sagt Strasser. Neben Genen und Umweltfaktoren kann auch der Lebensstil Einfluss nehmen. Rauchen– auch passiv –, Übergewicht und wenig Bewegung im Freien können das MS-Risiko erhöhen.

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Die vielen ungeklärten Fragen stellen auch eine der größten Herausforderungen für Betroffene und deren Umfeld dar. „Als MSG Wien fungieren wir als erste Anlaufstelle und bieten kostenlos Beratungen, Workshops oder Psychotherapie an“, erklärt Strasser. Wichtig ist ihm dabei auch zu betonen, dass MS-Betroffene der Krankheit heutzutage nicht mehr ausgeliefert sind: „Sie können dank fortgeschrittener Behandlungsmethoden ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen.“

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