Mit Untergewicht geboren: Buben später eher unfruchtbar

Experten haben herausgefunden, dass Männer ein höheres Risiko für Unfruchtbarkeit haben, wenn sie mit geringem Geburtsgewicht geboren wurden.
Laut Expertinnen und Experten haben Männer mit geringem Geburtsgewicht später ein höheres Risiko für Fruchtbarkeitsprobleme.

Buben, die für die Dauer der Schwangerschaft unterdurchschnittlich klein geboren werden, tragen ein höheres Risiko im Erwachsenenalter, unter Unfruchtbarkeit zu leiden. Das legt eine neue Studie der dänischen Universität Aarhus nahe. In der Untersuchung, die im Fachblatt Human Reproduction veröffentlicht wurde, schreiben die Forschenden um Studienleiterin Anne Thorsted, dass neugeborene Buben mit einem Gewicht von weniger als drei Kilogramm ein höheres Risiko für Unfruchtbarkeit haben können, wenn sie erwachsen werden.

Langzeiterhebung

Zusammen mit ihrem Team untersuchte Thorsted Gesundheitsdaten von fast 11.000 Menschen, die zwischen 1984 und 1987 in zwei dänischen Städten geboren wurden. Das Geburtsgewicht der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer und die Schwangerschaftsdauer wurden aus Geburtsdokumenten bezogen. Über nationale Register wurde ermittelt, ob bei Personen bis Ende 2017 Unfruchtbarkeit diagnostiziert oder eine Fruchtbarkeitsbehandlung beantragt wurde.

Etwas mehr als zehn Prozent der Männer und Frauen wurden verhältnismäßig klein geboren. Um Informationen über Faktoren wie das Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft (häufige Ursache für geringes Geburtsgewicht) zu erheben, wurden Fragebögen, die von Müttern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Schwangerschaft ausgefüllt wurden, herangezogen.

Bei Frauen zeigte sich kein Zusammenhang zwischen geringem Geburtsgewicht und Unfruchtbarkeit im Erwachsenenalter. Anders als bei Männern: Unter Berücksichtigung verschiedenster beeinflussender Faktoren zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit bei Buben, die untergewichtig geboren wurden. Im Vergleich zu männlichen Babys, die mit Durchschnittsgewicht auf die Welt kamen.

Die Analyse der Daten ergab konkret, dass 8,3 Prozent der Buben mit niedrigem Geburtsgewicht als Erwachsene an Unfruchtbarkeit litten, verglichen mit 5,7 Prozent der Buben, die mit einem Durchschnittsgewicht geboren wurden.

Rolle von Genitalfehlbildungen

Der Zusammenhang verflüchtigte sich jedoch, als die Wissenschafterinnen und Wissenschafter Personen mit bestimmten Genitalfehlbildungen ausschlossen. Frühere Forschungen haben ergeben, dass ein geringes Geburtsgewicht mit Hypospadie (angeborene Entwicklungsstörung der Harnröhre) oder Hodenhochstand (unvollständig aus der Bauchhöhle herabgewanderten Hoden) verbunden sein kann. Sie stehen auch im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsproblemen, einschließlich einer geringeren Spermienzahl.

"Derartige Fehlbildungen können einen Teil des beobachteten Zusammenhangs erklären, der dennoch weiter untersucht werden muss", erklärte Thorsted dem Guardian. Als das Team Männer ohne solche Fehlbildungen untersuchte, bei denen Unfruchtbarkeit explizit diagnostiziert wurde, zeigte sich der Zusammenhang zwischen kleineren Babys und Unfruchtbarkeit erneut.

Weitere Studien nötig

Die Studie hat Einschränkungen: Die Teilnehmer waren erst Anfang 30, was bedeutet, dass möglicherweise nicht alle Fälle von Unfruchtbarkeit entdeckt wurden. Es ist auch unklar, welcher Mechanismus hinter dem Zusammenhang zwischen niedrigem Geburtsgewicht, Genitalfehlbildungen und Unfruchtbarkeit steht.

Zwischen 10 und 15 Prozent aller Paare sind dem Kinderwunsch Zentrum der Kepleruniversität Linz zufolge in Österreich ungewollt kinderlos. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bei Paaren innerhalb eines Jahres bei regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft eintritt. Während der Fokus häufig auf der Fortpflanzungsfähigkeit von Frauen liegt, sind die Fruchtbarkeitsprobleme von Männern bei unerfülltem Kinderwunsch gleichermaßen von Bedeutung. Wobei beide nur etwa ein Drittel der bekannten Ursachen für Empfängnisprobleme beim Mann oder der Frau auszumachen sind. Das restliche Drittel ist auf unklare Ursachen zurückzuführen.

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