Long Covid? Es gibt auch "Long FSME" nach einem Zeckenbiss

warning sign with text ZECKEN GEFAHR, German for beware of ticks, against defocused forest background
Langwierige Folgen einer Infektion werden derzeit vor allem rund um Covid-19 diskutiert. Diese können auch nach FSME-Infektkion auftreten.

Manche Betroffene leiden noch Jahre nach einer Infektion an den Folgen der Erkrankung. Die Symptome: Müdigkeit, Nervenschmerzen. Nein, die Rede ist nicht vom Long Covid-Syndrom, über das nun immer mehr bekannt wird. Auch bei FSME gibt es ein ähnliches Phänomen. Experten sprechen vom Post-Enzephalitis-Syndrom (PES). Es betrifft häufig Menschen ab 50 mit einem schweren Krankheitsverlauf.

Eine ursächliche Behandlung gibt es weder für FSME noch für die Langzeitfolgen. Nach wie vor ist die beste Vorbeugungsmaßnahme daher die Impfung und die regelmäßige Auffrischung gegen FSME.

Menschen häufiger Zecken ausgesetzt

„Infektionskrankheiten wie Masern und Influenza sind durch die Covid-Maßnahmen im letzten Jahr erfreulicherweise deutlich zurückgegangen“, erläutert Ursula Kunze vom Zentrum für Public Health an der MedUni Wien. „Ganz anders sieht das aber bei FSME aus. Die Menschen haben sich aufgrund der Pandemie vermehrt im Freien aufgehalten und auch Urlaub in Österreich gemacht. Damit haben sie sich den Zecken gegenüber mehr exponiert als sonst.“

Die Folge waren über 200 Fälle von so schweren FSME-Erkrankungen, dass die Betroffenen im Spital behandelt werden mussten. Eine Zahl, die in Österreich seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde.

Fast die Hälfte mit schwerem Verlauf

49 Prozent der 2020 im Spital behandelten FSME-Patientinnen und -Patienten hatten einen schweren Verlauf mit Beteiligung des Zentralnervensystems. Die meisten von ihnen waren älter als 50 Jahre, drei Erkrankte sind verstorben. Aus internationalen Daten weiß man mittlerweile, dass Männer häufiger von FSME betroffen sind als Frauen und Kinder, die 10 bis 20 Prozent der Betroffenen ausmachen.

Krankheit mit andauernden Folgen

„Leider ist zu erwarten, dass ein guter Teil der 2020 schwer von FSME betroffenen Personen noch länger unter den Folgen der Erkrankung leiden wird“, erläutert Kunze. Die Häufigkeit von PES liegt zwischen 33 und 50 Prozent.

Daten aus Slowenien zeigen, dass der Prozentsatz der Personen mit Langzeitsymptomen im Laufe des ersten Jahres nach der Erkrankung abnimmt, sich nach einem Jahr aber auf hohem Niveau stabilisiert. Konkret: Sechs Monate nach der FSME-Diagnose litten in dieser Studie noch 42 Prozent der Betroffenen unter mindestens zwei subjektiven Symptomen (die vor der FSME-Erkrankung nicht vorhanden waren und für die es keine andere medizinische Erklärung gab) bzw. mindestens einem neurologischen Symptom.

Nach zwölf Monaten sank dieser Prozentsatz auf 33 Prozent. Auf diesem Niveau blieb er dann über die nächsten zwei bis sieben Jahre stabil. Weitere Besserungen traten nicht mehr ein. „Das Post-Enzephalitis-Syndrom schränkt die Betroffenen in ihrer Lebensqualität oft schwer ein“, so Kunze. Manchmal sei sogar eine komplette Lebensumstellung erforderlich.

Keine ursächliche Lösung

„Leider kann man den Patientinnen und Patienten mit diesen Langzeit-Symptomen nur bedingt helfen, da es keine spezifische Therapie gibt“, bedauert die Public-Health-Expertin. „Nur die FSME-Impfung und regelmäßige Auffrischungen können uns vor so einer Situation schützen. Die Impfungen können in Ordinationen durchgeführt werden, die durch die diversen Schutzmaßnahmen Covid-sicher sind, außerdem gibt es viele öffentliche Impfstellen. Gerade jene Personen, die die Impfung letztes Jahr pandemiebedingt haben ausfallen lassen, sollten sie heuer unbedingt nachholen.“

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