"KPop Demon Hunters", "Wednesday": Wie viel Grusel verträgt mein Kind?

KPOP DEMON HUNTERS
Rund um Halloween stehen Grusel- und Horrorfilme hoch im Kurs. Wie man erkennt, ob Filme und Serien für das eigene Kind geeignet sind.

Beim diesjährigen Halloween sind unter vielen Kindern zwei Kostüme besonders begehrt: die Sängerin Rumi, die Hauptfigur mit lila Haaren aus dem animierten Netflix-Erfolgsfilm „KPop Demon Hunters“, und die düstere und schwarzhumorige „Wednesday“, das Teenagermädchen der gleichnamigen Serie mit einer Vorliebe für Gewalt und hellseherischen Fähigkeiten. Während Rumi als singende Dämonenjägerin gegen bösartige Seelenfresser kämpft, klärt Wednesday dunkle Familiengeheimnisse und eine Mordserie in einer Schattenwelt teils unheimlicher Gestalten auf. Und viele Eltern fragen sich: Sind diese Inhalte für mein Kind überhaupt geeignet?

Altersempfehlungen nur grobe Orientierung

Die offizielle Altersempfehlung für „KPop Demon Hunters“ liegt in Österreich bei 10 Jahren, „Wednesday“ wird ab 12, einzelne Folgen ab 16 Jahren empfohlen. Diese Empfehlungen sind allerdings eher eine grobe Orientierung für Eltern, sagt Stefanie Höhl, Leiterin des Arbeitsbereichs Entwicklungspsychologie an der Universität Wien.

„Es ist nicht allein am Alter festzumachen, welche Filme und Serien für welches Kind geeignet sind. Natürlich ist ein Film ab 16 nicht für ein Kind unter 10 Jahren geeignet, aber auch wenn die Altersangabe passt, sollten Eltern sich damit beschäftigen, ob das Kind durch die Inhalte überfordert sein könnte, und fragliche Filme nur gemeinsam anschauen“, rät Höhl. Schauen Kinder für sie unangemessene gruselige Inhalte alleine, könne das zu Albträumen, Ängsten und Schlafproblemen führen.

Ein generelles Umschiffen von gruseligen, traurigen oder ernsten Themen in Büchern, Filmen und Serien sowie Hörbüchern sei aber nicht zielführend. Denn: Auch Gruselfilme tragen dazu bei, den Umgang mit Emotionen zu lernen. Höhl: „Schon in jahrhundertealten Märchen spielen negative Emotionen wie Angst, Wut und Traurigkeit eine große Rolle und es ist nachvollziehbar, dass solche Geschichten auch in der heutigen Zeit in der Streaminglandschaft eine große Resonanz finden. Man kann über Erzählungen diese Emotionen für sich entdecken und sich in sicherer Umgebung damit auseinandersetzen.“

Kinder schauen gemeinsam einen Film und fürchten sich.

Gruselfilme können bei Kindern zu Albträumen und Ängsten führen, wenn sie nicht für sie geeignet sind.

Darüber sprechen und Gefühle benennen

Wenn das eiskalte Händchen neben „Wednesday“ herläuft und gemeinsam mit Werwölfen Zombies verfolgt oder Rumi mit ihren Freundinnen Dämonen jagt und bekämpft, können Kinder und Jugendliche diese Gefühlswelten vom sicheren Sofa aus erleben. Wichtig dabei ist allerdings, dass sie die Inhalte nicht nur schauen, sondern Eltern währenddessen und danach mit ihnen altersentsprechend darüber sprechen. „Auch Disneyfilme sind oft traurig, können aber helfen, dass Kinder besser lernen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, zu verstehen, warum fühlt und handelt die Person hier so. Es ist auch in der realen Welt nicht immer alles eitler Sonnenschein und es gehört dazu, dass man sich auch mit negativen Emotionen auseinandersetzt“, so Höhl.

Dennoch müssen Eltern einschätzen, ob gruselige Inhalte für ihr Kind passend sind oder nicht. Und sie dürfen sich nicht unter Druck setzen lassen, wenn das Kind etwas unbedingt sehen möchte, sie aber Bedenken haben. Nur, weil „alle Freunde“ einen Film bereits gesehen haben, heißt das nicht, dass er für das eigene Kind angemessen ist. „Kinder verstehen, dass in unterschiedlichen Haushalten unterschiedliche Regeln gelten. Zudem stimmt es nicht immer, dass die Freunde etwas schon gesehen haben, wenn es vielleicht gar nicht altersangemessen ist – hier kann man durchaus bei anderen Eltern nachfragen“, empfiehlt Höhl.

Erklären, warum nicht

Im Zweifel kann helfen, einen Film oder eine Serie zuerst ohne das Kind zu schauen. So können Eltern entscheiden, ob ein gemeinsames Anschauen sinnvoll ist oder nicht. Höhl: „Wenn ich der Meinung bin, Inhalte passen nicht für mein Kind, sollte ich dranbleiben und dem Kind erklären, warum es etwas nicht sehen darf. Kinder können das verstehen und akzeptieren es meist auch.“

Merkt man beim Schauen, dass eine Serie oder ein Film das Kind zu sehr emotional aufwühlt, sollte man unbedingt darüber sprechen und gegebenenfalls abbrechen. „Gerade junge Kinder müssen erst lernen, ihre Emotionen zu verbalisieren. Mit anderen darüber zu sprechen, Worte zu finden, was in ihnen vorgeht, ist sehr wichtig. Und gerade bei gruseligen Inhalten sollte besprochen werden, was ist nur Geschichte und was gibt es wirklich“, so die Psychologin.

Kommentare