Intervallfasten vs. Kalorienreduktion: Gleicher Effekt aufs Gewicht?
Der Hype für bestimmte Strategien zum Abnehmen ist offenbar unangebracht. Ob Intervallfasten oder Kalorienzählen - die Ergebnisse sind etwa gleich. Es kommt offenbar allein auf die Kalorienreduktion an. Das hat jetzt eine neue Studie aus den USA ergeben.
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Wissenschafter der Universität des US-Bundesstaates Illinois in Chicago haben 90 adipöse Erwachsene aus Chicago und Umgebung in eine wissenschaftliche Untersuchung aufgenommen. Sie wurden per Zufallsauswahl in drei Gruppen eingeteilt: Ein Drittel beschränkte sich bei Nahrungsaufnahme auf acht Stunden (Mittag bis 20.00 Uhr). Ein zweites Drittel hingegen zählte sozusagen die aufgenommenen Kalorien und sollte minus 25 Prozent erreichen. Die dritte Gruppe diente ohne Intervention als Vergleich.
Die Wahl der Abnehmstrategie
Die Beobachtungsdauer betrug ein Jahr. Insgesamt beendeten 77 der anfänglich 90 Probanden mit einem mittleren Alter von 40 Jahren die Untersuchung, die von den US-Gesundheitsinstituten (NIH) finanziert wurde. Das Hauptergebnis, das vor allem dafür spricht, dass die Art und Weise, wie man zu weniger Kalorienaufnahme kommt, ziemlich gleichgültig sein dürfte: Bei Intervallfasten nahmen die Probanden im Mittel täglich um 425 Kilokalorien weniger zu sich. In der zweiten Gruppe mit dem Ziel von minus 25 Prozent Kalorienaufnahme waren es minus 405 Kilokalorien pro Tag weniger.
Nach zwölf Monaten hatten die Testpersonen durch Intervallfasten im Mittel 4,61 Kilogramm mehr Körpergewicht verloren als die Personen in der Kontrollgruppe (keine Intervention), unter Kalorienrestriktion waren es hingegen minus 5,42 Kilogramm, wie Sdhuhao Lin und die Co-Autoren schrieben. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant.
Diskrepanzen in der Forschung
Die aktuelle wissenschaftliche Studie zeigte damit ein ganz ähnliches Resultat wie eine wissenschaftliche Untersuchung aus China, die im Frühjahr 2022 im New England Journal of Medicine erschienen ist. Die Wissenschafter hatten per Zufall 139 adipöse Patienten entweder einer Gruppe mit zeitabhängig Kalorienrestriktion (Essen nur zwischen 8.00 Uhr in der Früh und 16.00 am Nachmittag) oder Kalorienrestriktion allein zugeteilt. Zwölf Monate lang sollten alle Teilnehmer eine Diät von 1.500 Kilokalorien pro Tag für Männer und 1.200 bis 1.500 Kilokalorien für Frauen befolgen. Die Probanden waren zwischen 18 und 75 Jahren alt. Der Body-Mass-Index (BMI) lag zwischen 28 (Adipositas wird normalerweise ab einem BMI von 30 definiert) und 45, was höchstgradig adipös bedeutet.
Die empfohlene Diät setzte sich kalorienmäßig aus 40 bis 55 Prozent Kohlenhydraten, 15 bis 20 Prozent Eiweiß und 20 bis 30 Prozent Fett zusammen. Insgesamt sollte die Kalorienaufnahme im Vergleich zur Ernährung vor Beginn der Studie um rund ein Viertel reduziert werden.
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118 der Teilnehmer beendeten schließlich die wissenschaftliche Untersuchung, der Rest war vorher ausgestiegen. Beim Vergleich der beiden Gruppen stellte sich aber heraus, dass das Intervallfasten und die Kalorienreduktion allein keinen statistisch signifikanten Unterschied ausmachten. Die Probanden in der Intervallfasten-Gruppe nahmen im Mittel acht Kilogramm binnen eines Jahres ab, in der Vergleichsgruppe waren es 6,3 Kilogramm Gewichtsreduktion.
Auch beim Bauchumfang, Körperfettanteil, Blutdruck und anderen Stoffwechsel-Risikofaktoren gab es keinen statistisch signifikanten Unterschied. Zu den Ergebnissen angemerkt wird, dass das Intervallfasten für manche Personen offenbar einfacher ist. Man erspart sich das Kalorienzählen.
Aktueller Hype um Abnehm-Arzneimittel
In der Wissenschafts- und Pharmaszene sorgte in den vergangenen Tagen noch eine andere Studie für großes Aufsehen: In einer klinischen Untersuchung der Phase II (auch zur Bestimmung der optimalen Dosis eines neuen Arzneimittels) hatten Adipöse, welche einmal in der Woche den Wirkstoff Relatrutide unter die Haut injiziert bekommen hatten, nach knapp einem Jahr bis 24,2 Prozent ihres anfänglichen Gewichts abgenommen. Das sind bisher mit einem "Abnehmmedikament" nicht erzielbare Resultate und reichen an jene von chirurgischen Eingriffen ("Magen-Bypass" etc.) heran.
Relatrutide hemmt gleich drei körpereigene Hormone, die mit dem Zuckerstoffwechsel in Verbindung stehen. Die wissenschaftliche Untersuchung wurde bei der Jahrestagung der amerikanischen Diabetes-Gesellschaft (ADA) präsentiert und ist am 26. Juni auch im New England Journal of Medicine erschienen.
Derzeit gibt es in den USA und in anderen Staaten einen regelrechten Hype um solche Arzneimittel, die eigentlich für die Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurden. Sie haben aber auch zum Teil unangenehme Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen.
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