Risiko für Demenzdiagnose um ein Fünftel geringer
Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurden beide Gruppen nachbeobachtet, um auszuwerten, ob eine Demenzdiagnose erfolgte. Das Ergebnis: Das Risiko, eine Demenzdiagnose zu erhalten, war mit der Impfung um ein Fünftel geringer. „Es gibt schon seit einigen Jahren Hinweise darauf, dass Personen, die gegen Gürtelrose geimpft waren, weniger wahrscheinlich Demenz entwickelten. In der Studie sieht man sehr schön, dass geimpfte Personen deutlich im Vorteil waren“, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien.
Die Impfung ziehlt auf das Varizella-Zoster-Virus ab, das zur Gruppe der Herpesvieren zählt und für die Erkrankung Feuchtblattern, auch Windpocken genannt, verantwortlich ist. Nach einer Infektion verbleiben die Viren in einem inaktiven Zustand in den Nervenzellen des Rückenmarks. Wird das Virus später im Lauf des Lebens reaktiviert, tritt die Erkrankung Gürtelrose auf. „Hat man einmal im Leben Feuchtblattern durchgemacht, bleibt das Virus ein Leben lang im Körper. Es ruht in den Nervenknoten an der Wirbelsäule und kann im Lauf des Lebens wieder als Gürtelrose aufflammen. Die Gürtelrose ist eine Nervenentzündung, die zu massiven Schmerzen führt und lässt sich durch die Impfung sehr gut verhindern“, betont Redlberger-Fritz. Typischerweise tritt Gürtelrose im Alter auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Auch Stress, Krankheiten oder bestimmte Medikamente können als Auslöser wirken.
Oft beginnt die Erkrankung mit starken, brennenden oder stechenden Schmerzen in einem bestimmten Hautbereich, im Anschluss entwickelt sich ein roter, meist einseitiger Ausschlag, der meist in Form eines Streifens auf einer Körperseite auftritt. Darin bilden sich kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Der betroffene Hautbereich kann stark jucken oder überempfindlich sein.
Zwei mögliche Ursachen erklären die Schutzwirkung
Die Studienautoren vermuten zwei mögliche Ursachen für die Schutzwirkung der Impfung: Einerseits könnte die Impfung durch das Verhindern einer Gürtelrosen-Erkrankung und der Reaktivierung des inaktiven Virus im Körper vor Demenz schützen. Andererseits könnte auch ein virusunabhängiger Effekt des Impfstoffs auf das Immunsystem wirken und somit die Demenzerkrankung beeinflussen.
Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2024, die sowohl den Lebend- als auch den Totimpfstoff gegen Gürtelrose anhand eines ähnlichen Studiendesigns auf ihre Schutzwirkung gegen Demenz untersuchte, konnte zudem eine stärkere Wirkung des Totimpfstoffs feststellen. In Österreich ist seit Herbst 2021 der Totimpfstoff Shingrix gegen Gürtelrose erhältlich. Zwei Teilimpfungen kosten zirka 500 Euro. „Die Impfung ist ab einem Alter von 50 Jahren zugelassen und wird allen über 60-jährigen empfohlen, zusätzlich all jenen mit Grunderkrankungen mit einem höheren Risiko für Herpes Zoster. Zudem sind Kinder, die gegen Feuchtblattern geimpft werden, auch vor Gürtelrose geschützt und vielleicht auch vor Demenz – aber das sind Zukunftsperspektiven, die man über Langzeitstudien prüfen muss“, so Redlberger-Fritz. Ebenfalls ab 50 Jahren zugelassen ist der Lebendimpfstoff Zostavax, er wird aber nicht empfohlen.
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