Neue Studie zeigt: Ibuprofen dämpft auch die Lust auf Süßes

Eine neue Studie zeigt: Das Schmerzmittel Ibuprofen verändert die menschliche Wahrnehmung – nicht nur von Schmerz.
Zusammenfassung
- Ibuprofen schwächt das süße Geschmacksempfinden, wie eine neue Studie ergeben hat.
- Andere Geschmäcker werden dabei nicht beeinflusst.
- Ibuprofen kann auch den Blutzucker senken, jedoch sind weitere Studien nötig, um den genauen Effekt zu überprüfen.
Ein Stück Schokolade und schon fühlt man sich besser. Kennt man, oder? Zucker sorgt schließlich dafür, dass im Gehirn Dopamin ausgeschüttet wird – ein Glücksbotenstoff, der das Verlangen nach Süßem weiter antreibt.
Dass ein übermäßiger Zuckerkonsum gesundheitliche Risiken birgt, ist bekannt. Nun haben US-Forscher herausgefunden, dass der Schmerzmittel-Wirkstoff Ibuprofen helfen könnte, den süßen Geschmack abzuschwächen – und so womöglich auch den Zuckerstoffwechsel positiv zu beeinflussen.
Ibuprofen ist ein sogenanntes nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR), das Entzündungen, Schmerzen und Fieber lindert. In der US-Studie, die im British Journal of Pharmacology erschienen ist, untersuchte man den Einfluss von Ibuprofen sowie den verwandten Wirkstoff Naproxen auf die Verarbeitung von Zucker im Körper.
Süß-Rezeptoren im Visier
Im Fokus der Studie standen spezielle Geschmackssensoren im Mund, die den süßen Geschmack erkennen. Sie heißen TAS1R2 und TAS1R3 und sind nicht nur für das Geschmackserlebnis verantwortlich, sondern auch an der Regulierung des Blutzuckers beteiligt. In Versuchen mit 14 gesunden Erwachsenen und in Labortests mit menschlichen Zellen zeigte sich: Ibuprofen und Naproxen können diese Rezeptoren blockieren – und dadurch die Wahrnehmung von Zucker deutlich verringern. Andere Geschmackswahrnehmungen blieben unbeeinflusst.
"Schon kleine Mengen, wie sie nach einer normalen Schmerzmittel-Dosis im Blut auftreten, reichten aus, um den süßen Geschmack spürbar abzuschwächen", berichten die Forschenden. Sogar das Spülen mit einer Ibuprofen-Lösung vor dem Essen reduzierte die Süßwahrnehmung – noch stärker als wenn das Medikament direkt in die Speisen gemischt wurde.
Möglicher Effekt auf Diabetes
Die Wirkung der Medikamente ging dabei über den Geschmackssinn hinaus: Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes konnte eine Ibuprofen-Dosis von 600 Milligramm, dreimal täglich eingenommen, den Blutzucker senken – um etwa 20 Milligramm pro Deziliter.
Das legt nahe, dass Ibuprofen nicht nur die Wahrnehmung von Zucker beeinflusst, sondern auch direkt auf den Zuckerstoffwechsel wirkt.
Achtung Nebenwirkungen, mehr Studien notwendig
Langfristig, so die Hoffnung der Forschenden, könnte dies erklären, warum NSAR wie Ibuprofen in früheren Studien mit einem geringeren Risiko für Erkrankungen wie Diabetes, Alzheimer oder Darmkrebs in Verbindung gebracht wurden. Doch die Fachleute warnen: Ibuprofen ist kein Mittel zur Blutzuckerregulierung für den Alltag. Denn eine dauerhafte Einnahme kann Nebenwirkungen auf Magen und Gefäße haben.
Weitere Studien sollen nun klären, ob die Wirkstoffe eines Tages gezielt in der Vorbeugung eingesetzt werden können.
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