Wiederbelebung nach Herzstillstand: Was Ersthelfer bewirken

Auch ein König muss die Herzdruckmassage üben: König Charles bei einer Feier einer Krankenpflegeschule
Eine Studie zeigt: Ob ein Laie oder ein Notarzt reanimiert, macht keinen Unterschied – entscheidend ist, dass es schnell geht.

Er kann jede und jeden treffen: Der plötzliche Herzstillstand, bei dem das Herz – in der Regel ohne Vorwarnung – zum Schlagen aufhört. „Die einzige effektive Maßnahme, um einen plötzlichen Herztod zu behandeln und damit ein Leben zu retten, ist der sofortige Rettungsnotruf und die sofortige Reanimation – die Herz-Lungen-Wiederbelebung – mit dem Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED)“, heißt es bei Puls, dem Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes. Wie wichtig dabei die Rolle von Ersthelfern ist, zeigt jetzt eine neue Studie aus Triest. 

Eine dieser Tage veröffentlichte Studie der Berufsrettung Wien in Zusammenarbeit mit der MedUni Wien kam zu dem Ergebnis: Die Überlebenschance nach einem solchen Herz-Kreislaufstillstand ist in Wien in den vergangenen 15 Jahren um zehn Prozentpunkte gestiegen, von 29 auf 39 Prozent. Grund dafür ist die rasche Rettungskette – von den Ersthelfern, über die Verfügbarkeit von Defibrillatoren, der professionellen Versorgung durch die Berufsrettung bis hin zur weiteren Behandlung in den Kliniken.

Motivierende Daten

Besondere Bedeutung hat die schnelle Reaktion von Ersthelfern – in 34 Prozent der untersuchten Fälle haben sie sofort mit der lebensrettenden Herz-Druck-Massage begonnen und die Rettungskette in Gang gesetzt.

Wie wichtig die Ersthelfer sind, zeigen jetzt auch erste Daten einer Studie der Universität Triest, die kürzlich auf einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Florenz vorgestellt wurden: Ein Team um die Kardiologin Aneta Aleksova von der kardiologischen Intensivstation analysierte 172 Fälle von Herzstillstand außerhalb eines Spitals. 44 Personen wurden von Ersthelfern wiederbelebt, 128 von medizinischem Personal wie Sanitätern und Notfallmedizinern.

Das Ergebnis: Entscheidend ist nicht, wer die Wiederbelebung durchführt – „entscheidend ist, wie rasch damit begonnen wird“, antwortet Kardiologin Aleksova auf eine KURIER-Anfrage. Ob Laienhelfer oder Profis: „In beiden Fällen ist die Rate der Überlebenden vergleichbar.“

Kardiologin Aleksova: "Rasche Hilfe ist entscheidend".

Kardiologin Aleksova: "Rasche Hilfe ist entscheidend".

Wichtige Faktoren

Auch bei den Sterbefällen im Spital unmittelbar nach dem Ereignis gab es keinen Einfluss durch den Ausbildungsgrad der Ersthelferin bzw. des Ernsthelfers in Erster Hilfe. Vielmehr hingen die Überlebenschancen deutlich von der Zeitdauer bis zur Wiederbelebung, vom Alter und der Herzgesundheit des Patienten generell ab.

Nach der erfolgreichen Reanimation wurde der Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten noch sieben Jahre lang weiter beobachtet, auch da dasselbe Ergebnis: Egal, welche Personengruppe die Wiederbelebung durchgeführt hatte, auf die Sterblichkeit in diesen Zeitraum hatte das keinen Einfluss.

Eindeutig war hingegen der Zeitfaktor: „Pro fünf Minuten Verzögerung beim Wiedereinsetzen der Blutzirkulation steigt das Sterberisiko um 38 Prozent. Die ersten Sekunden und Minuten nach einem Herzstillstand sind also entscheidend. Deshalb ist ein Versuch, auch wenn er nicht perfekt ist, weitaus nützlicher als nichts zu tun“, betont Aleksova. Laien, die sich scheuen, sagen Notfallspezialisten seit Jahren: „Bei der Ersten Hilfe kann man nichts falsch machen, außer man macht nichts.“

Die Studie unterstreiche deshalb die Bedeutung des schnellen Beginns von Wiederbelebungsmaßnahmen.

Risiko steigt mit Alter

Die frühzeitige Einleitung der Herz-Lungen-Wiederbelegung gewährleistet, dass die lebenswichtigen Organe, insbesondere das Gehirn, rasch wieder mit Sauerstoff versorgt werden. Sie sei deshalb ein Eckpfeiler für die Verbesserung der Überlebenschancen bei einem Herzstillstand außerhalb eines Spitals, betont Aleksova. Die Studienergebnisse sollten umstehende Personen motivieren, bei einem Fall von Herzstillstand sofort mit der Reanimation zu beginnen.

In Österreich erleiden etwa 12.000 Personen pro Jahr einen plötzlichen Herztod. „Das Risiko steigt mit dem Alter und ist bei Männern höher als bei Frauen. Personen mit bekannten Herzerkrankungen, wie z. B. koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz (Herzschwäche, Anm.) oder Herzrhythmusstörungen, haben ein höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod“, heißt es beim Verein Puls.

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