Miese Winterstimmung? Nicht für Dezemberkinder!

Brown bear in winter
Punsch, Infekte, Geschenkepanik? Ich setze auf meine Winter-Genetik – und die Wissenschaft gibt mir recht.

Bald ist es so weit: längste Nacht des Jahres, gefühlte Mitternacht beim Aufstehen, Dämmerungs-Abo untertags. Die einen springen dann um sechs Uhr früh ins eiskalte Wasser und nennen es Lebensfreude, die anderen betreiben therapeutisches Vanillekipferl-Stapeln. Und ich? Ich tröste mich damit, dass ich ein Geburtstagskind dieser Zeit bin. Motto: Alles Gute, Schatzi. Schau, da ist dein Geschenk – gleich auch für Weihnachten. Jö.

Dazu kommt der traditionelle Dezember-Body-Check: Vier Tage davor bin ich meist gerade am Verdauen des letzten Infekts, vier Tage danach brüte ich den nächsten aus. Wie stimmungsvoll. Und trotzdem liebe ich diese Zeit. Während andere hektisch in Einkaufsstraßen kollabieren, Punsch-Schleifen drehen und Wir müssen uns unbedingt vor Weihnachten treffen-Todesdrohungen aussprechen, schalte ich auf inneren Schneekugel-Modus. Seit dem ersten Advent bin ich im selbstverordneten Leckt’s mich doch alle, ich hab’s jetzt gemütlich-Programm. Justament. Zumal sogar Experten behaupten, dass Weihnachten nachweislich schlecht für die Stimmung ist. Und zwar richtig. 

Forscher der Uni Göttingen haben vor Jahren Angaben zum Wohlbefinden aus elf europäischen Ländern ausgewertet. Ergebnis: Zwischen 16. (mein Geburtstag, oha) und 31. Dezember waren die Leute im Schnitt merklich mieser drauf als zu jedem anderen Zeitpunkt des Jahres. Die einzige Gruppe, die glücklich blieb: sehr religiöse Christen, alle anderen: emotional ein bisserl im Gulasch. Warum? Weil dieser ganze Vorweihnachtszirkus nervt. Geschenke, Essen, Verwandtschafts-Tetris, Finanzpanik und Konsum-Wahnsinn. Mitten drin, wer? Ich. Das Dezemberkind. Weihnachtsverliebt. Nasenspray in der Tasche, „White Christmas“ im Ohr. 

Und wie es sich für eine Gesundheitsjournalistin gehört, feiere ich mit Wissenschaft. Tja: Laut einer großen Studie im British Medical Journal, durchgeführt von einem Team um Eva Schernhammer (MedUni Wien), haben Frauen mit Dezember-Geburtstag ein geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben als jene, die zwischen März und Juli zur Welt kamen. Über 116.000 Frauen wurden analysiert, über 38 Jahre lang. Na bumm. Heißt also: Ich bin medizinisch optimiert. Wer sich im Dezember beschwert, darf das gern tun – ich lehne mich zurück, lausche meinem Atem- und Pulsrhythmus und schnappe mir das nächste Vanillekipferl. 

Aja. Falls sich jemand fragt, ob Männer ähnlich profitieren: Die Expertinnen gehen davon aus. Also bitte, gönnen Sie uns Dezemberkindern dieses eine Superkraft-Keks – und noch mehr davon. So. Und jetzt entschuldigen Sie mich: Ich bringe mich in Stellung für die Feiertage. Lametta rausholen, Kerzen sortieren, wissenschaftlich belegte Gelassenheit polieren. Es ist ja bald so weit. Und wenn mir zum Geburtstag jemand mit einem Das ist jetzt aber gleich für Weihnachten auch, gell? daherkommt, dann lächle ich – dieses „Ich sage jetzt besser nichts“-Grinsen mit eingebautem Glitzerfilter.Weil: Mein Herz hält das aus.

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