FSME-Bilanz 2024: Die meisten Fälle gab es in Oberösterreich

Der Schatten einer Zecke ist auf einem grünen Blatt zu sehen.
Insgesamt gab es mehr schwere Erkrankungen als im Jahr davor. Sie wären durch eine Impfung vermeidbar.

Zusammenfassung

  • Die FSME-Fälle in Österreich stiegen 2024 im Vergleich zu 2023 an, blieben aber unter den Zahlen von 2022 und 2020, mit Oberösterreich als Spitzenreiter.
  • Mehr als die Hälfte der hospitalisierten Patienten litten an schweren neurologischen Symptomen, wobei eine Impfung solche Fälle hätte vermeiden können.
  • Die Aufklärungskampagne 'Stopp FSME' und vergünstigte Impfstoffe sollen die Impfbereitschaft erhöhen, um zukünftige Erkrankungen zu verhindern.

Die FSME-Bilanz (Frühsommer-Meningoenzephalitis) für das Jahr 2024 fällt schwerer aus als im Vorjahr, bleibt jedoch unter den Zahlen von 2022 und insbesondere 2020. Dies zeigt die aktuelle Virusepidemiologische Information (VEI) des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Laut VEI gab es 2024 in Österreich 158 hospitalisierte FSME-Patienten sowie 18 ambulant behandelte Fälle. Der jüngste Patient war zwei Jahre alt, der älteste 86.

Zum Vergleich: 2023 wurden 104 Personen stationär aufgenommen, 2022 waren es 179 und 2020 sogar 216. Vor 2017 lagen die Fallzahlen aufgrund höherer Durchimpfungsraten deutlich niedriger. Die jährlichen Schwankungen lassen sich durch verschiedene sozioökonomische, klimatische und ökologische Faktoren erklären. Auch in Deutschland und der Schweiz zeigt sich ein ähnliches Muster. "Wie hoch die Infektionszahlen wirklich sind, ist nur schwer abschätzbar", erklärt Rainer Gattringer, ärztlicher Leiter am Klinikum Wels-Grieskirchen. Gattringer geht davon, dass es wesentlich mehr FSME-Erkrankungen als diese Zahlen glauben lassen. „Sie verlaufen aber glücklicherweise glimpflicher und werden meist gar nicht als solche erkannt. Für die Betroffenen fühlen sie sich oft eher wie eine ‚Grippe‘ an.“

Die Fallzahlen liegen innerhalb der Schwankungsbreite der letzten Jahre. Dennoch gab es viele potenziell vermeidbare, schwere FSME-Fälle, insbesondere bei Personen über 50 Jahre. Auch Kinder waren betroffen und mussten teils im Spital behandelt werden. Eine mittelschwere Bilanz, die durch eine höhere Impfquote hätte verbessert werden können, so die Experten. 

Oberösterreich als negativer Spitzenreiter

Erneut verzeichnete Oberösterreich die höchsten FSME-Fallzahlen mit 49 hospitalisierten Patienten, gefolgt von der Steiermark (22) und Salzburg (19). Besonders auffällig war der frühe Erkrankungshöhepunkt bereits im Juni. Die erste FSME-Infektion wurde im März registriert, die letzte im Dezember. "FSME entwickelt sich mehr und mehr zur Ganzjahreserkrankung", so Gattringer. „Jahreszeitlich auf der sicheren Seite ist man praktisch nie. Das gilt übrigens auch für den Ort, an dem man sich befindet. Ganz Österreich gilt als Endemiegebiet, die Hotspots ändern sich laufend.“

64 Prozent der Erkrankten waren älter als 50 Jahre. "Wir werden auch immunologisch älter und die Funktion des Immunsystems lässt nach. Umso wichtiger ist es, sich mit zunehmendem Alter impfen zu lassen", betont Gattringer. Aber auch 21 Kinder waren betroffen, darunter ein zweijähriges Kind.

Schwere Verläufe bei hospitalisierten Patienten

Mehr als die Hälfte der hospitalisierten FSME-Patienten (53 %) litten an schweren neurologischen Symptomen wie Hirnhaut-, Rückenmarks- oder Nervenwurzelentzündungen. "Im schlimmsten Fall erholen sie sich nie mehr vollständig", warnt Gattringer. Erfreulich: 2024 gab es keinen Todesfall.

FSME-Erkrankungen lassen sich durch regelmäßige Impfungen vermeiden. Die Grundimmunisierung umfasst drei Teilimpfungen, gefolgt von Auffrischungen alle drei bis fünf Jahre, abhängig vom Alter. "Die Impfung ist schnell erledigt und gut verträglich - wer sich infiziert, muss womöglich ein Leben lang darunter leiden", so Gattringer.

Aufklärungskampagne und vergünstigte Impfstoffe

Die FSME-Aufklärungskampagne "Stopp FSME" läuft gemeinsam mit der Impfaktion bis 31. August in allen österreichischen Apotheken. Zuschüsse der Krankenkassen erleichtern den Zugang zur Impfung.

Weitere Informationen zu Zecken, FSME und Impfungen unter www.zecken-impfung.at.

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