Frühchen haben später mehr soziale und emotionale Probleme

Frühchen haben später mehr soziale und emotionale Probleme
Eine Schweizer Studie zeigt, dass Achtsamkeitsübungen den Heranwachsenden helfen können.

Kinder, die zu früh geboren worden sind, haben als Heranwachsende Probleme, ihr Verhalten optimal an Situationen anzupassen. Sie haben ein höheres Risiko, kognitive und sozio-emotionale Probleme zu entwickeln, die bis ins Erwachsenenalter andauern können. Eine Schweizer Studie hat nun gezeigt, dass Achtsamkeitsübungen diesen Jugendlichen helfen - und anderen auch.

Einfühlen in den Augenblick

Um ihnen bei der Bewältigung dieser Schwierigkeiten zu helfen, haben Forscher des Unispitals Genf und der Universität Genf eine Intervention auf der Grundlage von Achtsamkeit entwickelt. Achtsamkeit besteht darin, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, auf körperliche Empfindungen, auf die Atmung, auf das Gewicht des eigenen Körpers und auf die eigenen Gefühle und Gedanken, ohne diese zu bewerten.

Acht Wochen Gruppentherapie

Die achtsamkeitsbasierten Interventionen fanden in einer Gruppe unter Anleitung statt, acht Wochen lang, zwei Mal wöchentlich, je eineinhalb Stunden. Dazu kam die Aufforderung, individuell zu Hause zu üben, Eltern wurden als Beobachter hinzugezogen. In die Studie aufgenommen wurden Heranwachsende zwischen zehn und 14 Jahren, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren worden waren. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht.

Verhalten kontrollieren

Die Wissenschafter fanden schnell heraus, dass Achtsamkeit die Regulierung der kognitiven, sozialen und emotionalen Funktionen verbessert, also die Fähigkeit unseres Gehirns, mit unserer Umwelt zu interagieren. Dank dieser Übung verbesserten die Jugendlichen ihre exekutiven Funktionen, das heißt die mentalen Prozesse, die es uns ermöglichen, unser Verhalten zu kontrollieren, um ein Ziel zu erreichen.

Dadurch fiel es den Jugendlichen leichter, sich zu konzentrieren, ihr Verhalten und ihre Emotionen im Alltag zu steuern und zu regulieren. "Die Meditationspraxis kann zwar ein nützliches Hilfsmittel sein, muss aber von gut ausgebildeten Lehrern begleitet werden", geben die Forscher freilich zu bedenken.

"Durch ihre Teilnahme an dieser Studie haben unsere Freiwilligen dazu beigetragen zu zeigen, dass Achtsamkeit vielen jungen Menschen helfen kann, sich besser zu fühlen, sich neu zu orientieren und sich der Welt zu stellen, unabhängig davon, ob sie als Frühchen geboren wurden oder nicht", erklären Ha-Vinh Leuchter vom Unispital und Vanessa Siffredi von der Uni Genf.

Langzeitstudien untersucht auch Gehirnaktivitäten

Derzeit untersuchen die Forscher an den mittlerweile 14- bis 18-jährigen Studienteilnehmern die Langzeitfolgen der achtsamkeitsbasierten Intervention auf ihre alltägliche Aufmerksamkeit und ihre Reaktion auf Stress. Und um ihre klinischen Daten mit neurobiologischen Messungen zu untermauern, studieren sie mittels Magnetresonanz die Auswirkung der Achtsamkeit auf das Gehirn.

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