Das Herz klopft, im Bauch kribbelt es und man möchte am liebsten ständig in der Nähe des anderen sein – verliebt zu sein ist ein besonderes Erlebnis, das auch schon Kinder erleben. Sie entdecken dabei eine völlig neue Welt der Gefühle, mit all ihren Höhen und Tiefen. „Für viele ist überraschend, dass Verliebtheit nicht erst ab der Pubertät auftritt, sondern bereits in der Kindheit. Viele Kinder berichten in der Volksschule bereits von intensivem verliebt sein, manche auch im Kindergartenalter. Die meisten Erwachsenen können sich an die eigenen Erfahrungen aus dieser Zeit aber nicht erinnern und verorten Verliebtheit erst in der Pubertät“, sagt Wolfgang Kostenwein, Psychologischer Leiter des Instituts für Sexualpädagogik in Wien.
Eltern sollten kindliche Gefühle ernstnehmen
Während Kinder Verliebtheitsgefühle oft spielerisch erleben, gewinnen sie in der Pubertät an Intensität und emotionaler Tiefe. Kinder drücken ihre Zuneigung durch einfache Gesten aus, Jugendliche setzen sich hingegen intensiver mit romantischen Beziehungen auseinander. Zudem kommen körperliche Anziehung und größere Unsicherheiten, aber auch intensivere Glücksgefühle hinzu. „Erwachsene laufen Gefahr, Verliebtheit im Kindesalter nicht ernst zu nehmen, sondern sie als kindliche Schwärmerei abzutun. Aber es sind ebenso Gefühle, wie sie Jugendliche und Erwachsene empfinden. Im Vordergrund steht aber eher die emotionale Komponente und weniger die sexuelle“, erklärt Kostenwein.
Kindliche Verliebtheit ist eher von Zuneigung und Bewunderung geprägt. Aber auch Kinder entdecken je nach Entwicklungsphase ihren Körper und zeigen Neugier auf Nähe und Zuneigung, jedoch ohne die hormonell bedingten sexuellen Empfindungen der Pubertät. „Damit Kinder ihre Gefühle – nicht nur Verliebtheit, sondern allgemein – überhaupt wahrnehmen, brauchen sie ein Gegenüber, das sie dabei begleitet. Eltern sollten Gefühle daher ernstnehmen“, und nicht herunterspielen oder belächeln“ so Kostenwein. Vielmehr gehe es darum, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und verständnisvoll zuzuhören. Das gilt insbesondere in schwierigen Momenten, etwa bei unerwiderter Liebe oder Liebeskummer, der auch im Kindesalter intensiv erlebt werden kann.
Peinliche Eltern
Ab etwa zehn Jahren beginnen Kinder sich mit Sex zu befassen – lange vor dem tatsächlichen „ersten Mal“, das im Schnitt mit 17 Jahren erfolgt. In den nächsten Jahren entwickeln sich eigene sexuelle Fantasien und der Wunsch, erwachsene Sexualität zu leben. Im Vordergrund steht der Austausch mit Freunden.
Mit etwa 12, 13 Jahren wächst das Interesse, über Sexualität wird aber häufig geblödelt und gelacht. Das helfe, dem mit Spannung aufgeladenen Thema entspannter begegnen zu können. Das Gespräch mit den Eltern wird in dieser Zeit eher als peinlich empfunden. Kostenwein: „Wichtig ist, sexualpädagogische Begleitung in allen Entwicklungsschritten altersgemäß anzubieten, nicht erst mit Beginn der Pubertät. Wenn Kinder spüren, dass ein offenes Ohr da ist, sind sie auch bereit, darüber zu reden. Dennoch gehört es zum Erwachsenwerden dazu, sich von den Eltern abzugrenzen.“
Gesprächsangebote vonseiten der Eltern sollten nicht verhörartig erfolgen, sondern eher beiläufig, etwa, indem man etwas über andere erzählt und so einen Gesprächseinstieg anbietet. Möchten Kinder nicht darüber sprechen, müssen Eltern das respektieren, aber weiterhin Gesprächsbereitschaftschaft signalisieren.
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