England vor dem Kollaps: Wissenschafter fordern strengere Maßnahmen

England vor dem Kollaps: Wissenschafter fordern strengere Maßnahmen
Aktuell werden täglich bereits 800 bis 900 Covid-Patienten pro Tag ins Krankenhaus eingeliefert.

Das wissenschaftliche Beratergremium der britischen Regierung fordert einem BBC-Bericht zufolge deutlich strengere Corona-Maßnahmen in England, um eine Überlastung des Gesundheitssystems durch die Omikron-Variante zu verhindern. Mit den aktuellen eher moderaten Maßnahmen werde es Berechnungen zufolge bald mindestens 3.000 Krankenhauseinlieferungen pro Tag in England geben, hieß es in einem unveröffentlichten Sitzungsprotokoll, aus dem die BBC am Samstag zitierte.

"Wenn das Ziel ist, die Zahl der Infektionen zu reduzieren und dieses Level an Krankenhauseinweisungen zu vermeiden, müssten sehr schnell strengere Maßnahmen eingeführt werden", so die Wissenschaftler.

"Das Timing ist entscheidend." Verschiebe man eine Verschärfung auf 2022, würde der Druck auf das Gesundheitssystem deutlich weniger effektiv gemindert. Die Expertinnen und Experten empfehlen Maßnahmen, die den späteren Stufen des Lockdowns im vergangenen Frühjahr entsprechen - etwa die Beschränkungen sozialer Kontakte auf wenige Haushalte sowie in Innenräumen

Aktuell werden täglich bereits 800 bis 900 Covid-Patienten pro Tag ins Krankenhaus eingeliefert. Der britische Premier Boris Johnson steht nach einer Rebellion von fast 100 Abgeordneten seiner eigenen Partei bei einer kürzlichen, moderaten Verschärfung der Corona-Maßnahmen politisch unter Druck. Außerdem fehlt es ihm nach etlichen Berichten über Lockdown-Partys in der Downing Street zunehmend an der Autorität zur Verhängung strikterer Maßnahmen.

Gleichzeitig greift die hochansteckende Omikron-Variante in Großbritannien jedoch rapide um sich. Am Freitag gab es mit mehr als 93.000 Neuinfektionen einen neuen Tagesrekord, in Schottland sowie London ist Omikron bereits dominant. Am Wochenende wollten Vertreter aller vier britischen Landesteile über die Situation beraten.

Auswirkungen auf Krankenhaus-Personal

Die Omikron-Reinfektionen haben bereits erhebliche Auswirkungen auf das Personal des großen Krankenhauses Guy's and St. Thomas' Trust (GSTT) in London, wie der Guardian berichtet: Hunderte von Mitarbeitern sind krankheitsbedingt ausgefallen, was zur Streichung nicht unbedingt notwendiger Leistungen geführt hat, um die Neuaufnahmen von Patienten bewältigen zu können.

Die Zahl der stationär behandelten Covid-Patienten ist in der letzten Woche um ein Drittel gestiegen und man bereitet sich auf eine weitere Verschlechterung der Lage in den kommenden Tagen vor.

Die zunehmenden Infektionen mit Covid-19 haben auch bei der Londoner Feuerwehr und den Rettungsdiensten zu einem "beispiellosen" Personalmangel geführt, so die Feuerwehrgewerkschaft, bei der in der vergangenen Woche zeitweise fast ein Drittel der Londoner Löschfahrzeuge ausfiel.

Zu Weihnachten könnten der British Medical Association zufolge ohne verschärfte Maßnahmen in England 32.000 bis 130.000 Beschäftigte im Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) fehlen. Letzteres entspräche einem Zehntel der gesamten Belegschaft.

Einige Ärzte und Wissenschafter befürchten, dass die kommende Welle sogar noch größer sein könnte als der Spitzenwert von 39.000 Krankenhaus-Neuaufnahmen, der im Jänner im Vereinigten Königreich verzeichnet wurde.

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