Durchbruch? Studie entdeckt möglichen Auslöser für Endometriose

Unterleibskrämpfe, starke Blutungen während der Periode oder Unfruchtbarkeit: Endometriose verursacht für viele Frauen enorme Schmerzen. Schätzungen zufolge sind zwischen zehn und 15 Prozent aller Frauen von der oft chronisch verlaufenden Krankheit betroffen.
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Das Problem: Endometriose bleibt häufig unerkannt; die Ursachen der Krankheit sind bis dato ungeklärt. Ein Forschungsteam aus Japan hat nun aber Bakterien gefunden, die ein möglicher Auslöser des Leidens sein könnten.
Wie die Wissenschafterinnen und Wissenschafter im Fachblatt Science Translational Medicine berichten, könnten sogenannte Fusobakterien bei der Entstehung der Erkrankung eine wichtige Rolle spielen. In einer Studie mit 155 Frauen wies das japanische Team bei 64 Prozent der Patientinnen mit Endometriose Fusobakterien in der Gebärmutterschleimhaut nach.
In der Kontrollgruppe wurden solche Bakterien nur in weniger als zehn Prozent der 76 Frauen ohne Endometriose nachgewiesen.
Endometriose ist eine oft chronisch verlaufende gynäkologische Erkrankung, die zwischen Pubertät und Wechseljahren auftritt. Dabei kommt es zu einer Veränderung im Körper der Frau, sodass Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auch außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst. Diese kann dabei z.B. im Bereich der Eierstöcke, der Scheide, des Darmes, in oder auf der Harnblase, aber auch außerhalb des Becken- oder Bauchraumes vorkommen und zu sehr starken Schmerzen führen.
Ermöglicht die Entdeckung neue Behandlungstherapien?
Im Zuge der japanischen Studie injizierte man Mäusen Fusobakterien. Es zeigte sich, dass sich die für Endometriose typischen Gewebeveränderungen verschlimmerten. Anschließend wurde die Tiere mit Antibiotikum behandelt. Die Folge: Die Gewebeveränderungen schrumpften, was die Entstehung von Endometriose verhinderte. Laut den Forschenden könnten Antibiotika demnach eine einfache Therapieoption bieten.
Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, hält diesen Aspekt für zentral: "Wir haben selbst schon Untersuchungen zum CRP-Wert gemacht. Dieser Entzündungswert ist auch bei Endometriose erhöht, er dient landläufig als Entscheidungskriterium für den Einsatz eines Antibiotikums. Diese mögliche Therapie ist letzten Endes auch das Spannendste an dieser Studie, finde ich."
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Für die Diagnose ist ein Besuch beim Gynäkologen ratsam. Eine Ultraschalluntersuchung kann Hinweise auf größere Endometrioseherde und -zysten liefern. Bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) mit einem kleinen Schnitt im Bereich des Nabels können auch kleinere Endometrioseherde und Verwachsungen entdeckt und entfernt werden.
Vor einer operativen Entfernung gibt es auch medikamentöse und hormonelle Therapien. Neben der Einnahme der Anti-Baby-Pille kann auch eine Hormon-Spirale eingepflanzt werden. Durch diese Einnahme von Gestagenen wird dem Körper eine Schwangerschaft vorgetäuscht. Daraufhin wird die Produktion von Östrogenen blockiert und nach einiger Zeit keine Gebärmutterschleimhaut mehr aufgebaut.
Eine Therapie, die zu einer vollständigen Heilung der Endometriose führt, gibt es derzeit nicht. Mit den Wechseljahren ist die Erkrankung in den meisten Fällen vorbei.
Trotz der beeindruckenden Daten betonen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in der Arbeit, dass es sich lediglich um eine Korrelation zwischen Bakterium und Krankheit handle. Ob die Bakterien die Endometriose tatsächlich auslösen, ist nicht belegt.
Die Beobachtungen an Mäusen sind zudem nur bedingt auf den Menschen übertragbar. Unklar bleibt auch, warum es überhaupt Infektion kommt. Laut der Studie ist eine Übertragung über die Mundhöhle oder die Vagina denkbar.
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