Warum Kälte für Menschen mit Diabetes problematisch sein kann

Eine Frau überprüft ihren Blutzuckerspiegel.
Welche Auswirkungen niedrige Temperaturen auf Messgeräte und Stoffwechsel haben.

In Österreich sind derzeit schätzungsweise rund 800.000 Menschen von Diabetes betroffen, zunehmend auch jüngere Altersgruppen. Nicht nur die Feiertage, auch die Wintermonate insgesamt stellen sie vor Herausforderungen.

Niedrige Temperaturen können sowohl den Stoffwechsel als auch die eingesetzte Technik beeinträchtigen. Sinkt etwa die Temperatur unter zwei Grad Celsius kann Insulin, das sich Menschen mit Diabetes selbst verabreichen, frieren und seine Wirkung verlieren, auch wenn es äußerlich unverändert erscheint. Ähnlich sensibel sind Blutzuckermessgeräte, Teststreifen und Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). 

Schläuche von Insulinpumpen können bei Frost steif werden oder abknicken, Messwerte verfälscht sein. „Insulin und Technik sollten im Winter immer nah am Körper getragen werden, damit sie nicht auskühlen“, rät Yvonne Häusler vom deutschen Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe. Fehlerhafte Messwerte könnten sonst zu falschen Insulindosierungen führen. Kälte bringt den Stoffwechsel zusätzlich aus dem Gleichgewicht. Einerseits verbraucht der Körper mehr Energie, um warm zu bleiben – der Blutzucker kann dadurch sinken.

Weniger Bewegung kann Werte nach oben treiben

Andererseits werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, die die Insulinwirkung abschwächen und den Blutzucker steigen lassen. Hinzu kommt, dass viele Menschen sich im Winter weniger bewegen. Das kann die Werte nach oben treiben. Fachleute empfehlen daher, in den Wintermonaten häufiger zu messen oder die Sensorwerte besonders aufmerksam zu verfolgen. 

Ein besonderes Risiko besteht für Menschen mit diabetischer Polyneuropathie. Durch die Nervenschädigung werden Kälte, Druck oder Schmerzen oft nur eingeschränkt wahrgenommen. Kalte Füße bleiben unbemerkt, kleine Verletzungen werden spät entdeckt. Gleichzeitig trocknen kalte Außenluft und warme Heizungsluft die Haut aus. Die Folge können Risse, schlecht heilende Wunden oder Entzündungen sein. Tägliche Fußkontrollen, gut sitzende, wärmende Schuhe und atmungsaktive Socken sind daher im Winter besonders wichtig. Erkältungen und Grippe belasten den Körper zusätzlich und lassen den Blutzucker häufig ansteigen.

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