Deutscher Virologe zu Omikron: Corona-Beschränkungen kommen zu spät

Deutscher Virologe zu Omikron: Corona-Beschränkungen kommen zu spät
Vor Weihnachten solle kein "Signal der Entspannung" ausgesendet werden, jeder Tag sei wichtig.

Die Beschlüsse der Bund-Länder-Runde in Deutschland zur Eindämmung der Corona-Pandemie kommen nach Ansicht des Frankfurter Virologen Martin Stürmer zu spät. "Bei der Verdopplungsrate, die Omikron an den Tag legt, ist jeder Tag wichtig", sagte Stürmer am Mittwoch im Deutschlandfunk. Omikron sei nicht erst seit gestern eine Bedrohung. Man könne der Politik durchaus den Vorwurf machen, mit dem verspäteten Treffen "schon wieder etwas verschlafen" zu haben.

"Natürlich wollen wir alle wieder zur Normalität zurück. Wir wollen diese Feiertage genießen und mal zur Ruhe kommen. Aber ich glaube nicht, dass wir das Signal der Entspannung aussenden können", sagte Stürmer. Er habe das Gefühl, es werde das Signal vermittelt "über Weihnachten können wir uns noch entspannen, danach ziehen wir die Bremse wieder an". Es seien Beschlüsse, die wieder nicht vor die Welle kommen, sondern nach der Welle entsprechend reagieren werden. "Da hätte ich mir mehr gewünscht", sagte Stürmer.

Beschränkungen in Deutschland

Um die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante zu bremsen, hatten Bund und Länder in Deutschland am Dienstagabend umfassende Beschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens beschlossen. Sie sollen aber erst nach Weihnachten gelten. Spätestens ab 28. Dezember soll generell eine Obergrenze von zehn Personen für Privattreffen gelten. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz verständigte sich mit den Ministerpräsidenten der Länder zudem auf die Schließung von Clubs und Diskotheken und leere Ränge bei Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sieht dagegen im Beginn der Maßnahmen nach Weihnachten kein schwerwiegendes Problem. "Ich glaube, dass diese drei oder vier Tage Differenz keinen wesentlichen Unterschied ausmachen", sagte Reinhardt im Radioprogramm SWR aktuell. "Ich glaube, dass die Menschen eher müde sind angesichts der vielen Maßnahmen. Man muss, damit Menschen das mitmachen und auch einsehen, ein ganz klein bisschen Kompromisse machen."

Kontakte reduzieren

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland, Thomas Mertens, sprach sich mit Blick auf Omikron hingegen für umfassendere Kontaktbeschränkungen aus. Es müssten angesichts der leichten Übertragbarkeit auf jeden Fall viel, viel mehr Kontaktbeschränkungen erfolgen als derzeit üblich - und zwar "sehr schnell", sagte Mertens der "Schwäbische Zeitung". Ob es ein vollständiger Lockdown sein müsse, sei jetzt schwer zu sagen, so Mertens.

Deutschlands Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) schloss weitere Kontaktbeschränkungen grundsätzlich nicht aus. "Wir sind jederzeit bereit, uns mit zusätzlichen Kontaktbeschränkungen auf die neue Lage einzustellen, wenn es erforderlich ist", sagte Wissing im ARD-"Morgenmagazin". Omikron sei eine neue Herausforderung, und die Politik müsse flexibel genug sein, schnell zu reagieren.

Kommentare