Corona: Globales Impfziel der WHO wird verfehlt

Corona: Globales Impfziel der WHO wird verfehlt
Bis Ende September sollten pro Land zumindest zehn Prozent der Bevölkerung geimpft sein.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind die Impfraten in zahlreichen Ländern der Welt noch immer verschwindend gering. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bis Ende September in jedem Land mindestens zehn Prozent der Bevölkerung zu impfen, wird verfehlt, wie aktuelle WHO-Zahlen belegen. In einigen Dutzend Ländern vorwiegend in Afrika liegt die Impfquote deutlich darunter. Die WHO rief reiche Länder auf, mehr Impfdosen abzugeben.

"Wir brauchen heute eine eisenharte globale Verpflichtung, dass bis Ende des Jahres mindestens 40 Prozent der Bevölkerung in jedem Land geimpft werden", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangene Woche. Bis Mitte nächsten Jahres sollen es 70 Prozent sein. In der Demokratischen Republik Kongo wurden nach WHO-Angaben erst 0,15 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht, im Tschad 0,87 und in Madagaskar 1,5.
 

Zum Vergleich: In Deutschland waren es bisher 128,49 Impfdosen pro 100 Einwohner, in Kanada gut 147, in China fast 146. Die meisten Impfstoffe werden in zwei Dosen verabreicht. Anfang September hieß es vonseiten der Europäischen Seuchenbehörde ECDC, dass sie gegenwärtig keine dringende Indikation für Auffrischungsimpfungen bei komplett Geimpften sehe. Die Behörde verwies dabei auf die vorliegenden Daten. Bei einigen Personen mit einem geschwächten Immunsystem sollte dagegen eine derartige Zusatzimpfung erwogen werden, heißt es.

Reiche Länder lagern

Die WHO kritisiert seit langem, dass reiche Länder Impfdosen etwa für eine Auffrischungsimpfung lagern, während Millionen Menschen weltweit dringend auf eine erste Impfung warten. Die reichen Länder haben mehr als eine Milliarde Dosen als Spende versprochen. Davon wurde aber bisher weniger als ein Fünftel zur Verfügung gestellt. Dabei sind nach WHO-Angaben umgehend zwei Milliarden Dosen zur Versorgung der ärmeren Länder nötig. Tedros appellierte an Firmen und Regierungen, durch Technologietransfer mehr Produktion zu ermöglichen.

Neben dem fehlenden Impfstoff sind auch Kapazitätsprobleme für die geringen Impfraten in vielen Ländern verantwortlich. So wurden nach WHO-Zahlen von August etwa zwar 1,7 Millionen Impfdosen in die Demokratische Republik Kongo geschickt. Allerdings wurden dann 1,4 Millionen Impfdosen wieder zurückgeschickt und an andere Länder gegeben, weil das Gesundheitswesen nicht in der Lage gewesen wäre, sie vor dem Ablaufdatum zu verabreichen. In vielen ärmeren Ländern kursieren ebenfalls Verschwörungstheorien und das Vertrauen in Impfstoffe ist gering.

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