Corona-freie Krankenhauswege schützen Krebspatienten

Umstrukturierungen reduzieren die Ansteckungsgefahr im OP-Saal.
Eigene sichere Zonen wirken bei chirurgischen Eingriffen lebensrettend, zeigt eine Beobachtungsstudie.

Das Coronavirus beeinflusst den Alltag in Krankenhäusern. Jetzt zeigt eine Studie der internationalen chirurgischen Forschungsnetzwerke COVIDSurg und GlobalSurg die Wirkung von Corona-freien Krankenhauswegen auf Chirurgie-Patienten. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Clinical Oncology" veröffentlicht. Auch heimische Experten bestätigen den positiven Effekt. Die Zonen können lebensrettend sein, da dadurch auch in Pandemie-Zeiten in der Onkologie sicher operiert werden kann, heißt es seitens der Innsbrucker Med-Uni.

Große internationale Studie

Der Studie liegen Daten von 9.171 Patienten aus 55 Ländern und fünf verschiedenen Kontinenten zugrunde. Belegt wurde dabei, dass bei einer Behandlung der Patienten in Covid-19-freien Bereichen die Lungen-Komplikationen (2,2 Prozent statt 4,9 Prozent) als auch die postoperativen Sterblichkeit (0,7 Prozent statt 1,7 Prozent) deutlich geringer ausfielen.

Aufwendige Umstrukturierung

Dass die zur Erzielung dieser Verbesserungen erforderlichen Umstrukturierungen nicht einfach sind, räumt Studien-Autor James Glasbey von der Universität Birmingham ein. "Aufwendige Maßnahmen wie die Umstrukturierung von Krankenhausbereichen und Änderungen in der Patientenversorgung zur Schaffung Covid-19-freier Bereiche für planbare chirurgische Eingriffe müssen durch entsprechende Erkenntnisse gerechtfertigt werden", meint der Chirurg. Die nunmehr vorliegenden Daten zeigen aber, dass sich diese "Bemühungen zum Schutz der Patienten während einer Pandemie auszahlen".

Gute medizinische Versorgung möglich

Die Vorteile der Covid-19-freien Zonen in Krankenhäusern, für die chirurgische Patienten strikt von Corona-Erkrankten und Corona-Verdachtsfällen getrennt werden, lägen auf der Hand. So könne man dadurch laut Glasbey vor allem "auch bei hohen lokalen Infektionsraten sicher Operationen durchführen und eine gute medizinische Versorgung gewährleisten".

Der an der Studie beteiligte Arzt Aneel Bhangu von der Universität Birmingham schlägt in eine ähnliche Kerbe: "Mit diesen Bereichen können wir sicherstellen, dass Patienten, die wegen Covid-19 behandelt werden, nicht etwa mit Patienten in Kontakt kommen, die vor einer Tumoroperation stehen". Das sei, so Bhangu, vor allem hinsichtlich der "Wiederaufnahme geplanter chirurgischer Eingriffe, aber auch für die sichere Durchführung dringlicher Operationen bei Krebspatienten" wichtig.

Studie über optimalen Zeitpunkt für Eingriff

Irmgard Kronberger, Chirurgin an der Medizinischen Universität Innsbruck und National Lead Austria von COVIDsurg sowie Studien-Co-Koordinatorin für Österreich, betonte nicht nur den Wert der Studie für die Sicherheit der Chirurgie-Patienten, sondern auch die Wichtigkeit der nun verfügbaren Daten generell: "Mit einem auf diesen aufbauenden Nachfolgeprojekt wollen wir die Antwort darauf finden, wann der optimale OP-Zeitpunkt für Patienten ist, die eine Corona-Erkrankung überstanden haben."

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