Neuer Ansatz zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen

Neuer Ansatz zur Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
Betroffene sind phasenweise massiv im Alltag eingeschränkt. Wiener Forscher fanden nun einen möglichen Auslöser der Erkrankungen.

Durchfälle, Bauchschmerzen, Übelkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl – wer unter chronisch-entzündlichen Erkrankungen leidet, ist im Alltag oft stark eingeschränkt. Die beiden häufigsten Erkrankungen sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Etwa 60.000 bis 80.000 Menschen sind Schätzungen zufolge davon betroffen.

Die genauen Ursachen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen sind noch nicht eindeutig geklärt. Man weiß aber, dass ein bestimmtes Protein mit der Bezeichnung CDHR5, bei Betroffenen in reduziertem Ausmaß vorhanden ist. Wiener Forscher vom Zentrum für Krebsforschung und dem Comprehensive Cancer Center an der MedUni Wien fanden nun aber einen weiteren Ansatz, der mit der Entstehung der Darmerkrankungen in Zusammenhang stehen und zur Entwicklung von Therapien beitragen könnte.  

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Unordnung in den Darmzotten entdeckt

Das Forschungsteam untersuchte Mäuse, denen das Protein CDHR5 fehlte. Es zeigte sich, dass sie bestimmte Veränderungen am Bürstensaum der Darmepithelzellen aufwiesen: Die Darmzotten (das sind kleinste Ausstülpungen der Darmwand, die Nährstoffe aufnehmen) waren verkürzt und ähnlich wie ungekämmte Haare völlig ungeordnet. "Das allein hat aber noch nicht zum Eindringen von schädlichen Bakterien und zur Entstehung einer Darminfektion geführt", wird Studienautorin Bernadette Mödl in einer Aussendung zitiert. Zur chronisch-entzündlichen Darmerkrankung kam es erst, nachdem im Rahmen der Studie die schützende Schleimschicht über den Darmepithelzellen durchlässig gemacht wurde.

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Das heißt: Das reduzierte Protein CDHR5 und die damit einhergehende „Unordnung“ im Bürstensaum haben sich in Kombination mit der Durchlässigkeit der Schleimsicht als möglicher Auslöser von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen herausgestellt.

Diese Entdeckung biete laut den Studienautoren einen neuen möglichen Ansatzpunkt für die Entwicklung einer Therapie. 

Auch die bisherige Beobachtung, dass ungesundes, fettreiches Essen mit der Entwicklung der Darmerkrankungen verbunden ist, lässt sich mit den aktuellen Studienergebnissen erklären: Diese Ernährung macht die Schleimschicht im Bürstensaum der Darmepithelzellen nachweislich durchlässiger. 

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