Einfacher Bluttest sagt Risiko für Lebererkrankungen voraus

Ein einfacher Bluttest könnte Risiko für Lebererkrankungen zuverlässig voraussagen.
"Diese Krankheiten nehmen zu und haben eine schlechte Prognose, wenn sie spät entdeckt werden", erklärt Rickard Strandberg, Forscher am Karolinska Institut in Huddinge – und meint Lebererkrankungen.
Zusammen mit seinem Kollegen Hannes Hagström hat Rickard einen Test entwickelt, der Leberprobleme frühzeitig identifizieren können soll. "Unsere Methode kann das Risiko einer schweren Lebererkrankung innerhalb von zehn Jahren vorhersagen – und basiert auf nur drei Routine-Bluttests."
Fünf Faktoren entscheiden
In der Studie untersuchten Forschende aus Schweden und Finnland, wie zuverlässig der Test das Erkrankungsrisiko einschätzen kann. Das entwickelte Modell, genannt CORE, nutzt fünf Faktoren: Alter, Geschlecht und die Werte dreier gängiger Leberenzyme (AST, ALT, GGT), die bei regulären Gesundheitschecks gemessen werden.
Das Ziel der Forschungen war ein einfaches Tool für die Primärversorgung, wo die meisten Patienten zuerst ärztliche Hilfe suchen. Ein Web-Rechner, der auf dem Modell basiert, ist für Fachleute unter www.core-model.com bereits verfügbar.
Langzeitdaten bestätigen Genauigkeit
Die neue Analyse basiert auf Daten von über 480.000 Menschen aus Stockholm, die sich zwischen 1985 und 1996 Gesundheitschecks unterzogen haben. Über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren entwickelten etwa 1,5 Prozent schwere Lebererkrankungen oder benötigten eine Lebertransplantation.
Das CORE-Modell erwies sich als äußerst präzise: Es konnte in 88 Prozent der Fälle zwischen Erkrankten und Gesunden unterscheiden – eine deutliche Verbesserung gegenüber der bisher empfohlenen so genannten FIB-4-Methode. Diese ist nicht-invasiver diagnostischer Test, der zur Abschätzung des Schweregrades einer Leberfibrose verwendet wird, insbesondere bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen wie Hepatitis B, Hepatitis C oder nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD). Sie hilft, das Ausmaß der Vernarbung in der Leber einzuschätzen, ohne dass eine Leberbiopsie nötig ist.
"Bisher fehlten der Primärversorgung Instrumente, um das Risiko schwerer Lebererkrankungen frühzeitig zu erkennen", betont Studienleiter Hagström. "FIB-4 eignet sich nicht für die Allgemeinbevölkerung."
Internationale Tests und Ausblick
Das Modell wurde zusätzlich in zwei weiteren Bevölkerungsgruppen in Finnland und Großbritannien getestet und zeigte erneut hohe Genauigkeit. Weitere Untersuchungen bei besonders gefährdeten Gruppen, etwa Menschen mit Typ‑2-Diabetes oder Adipositas, seien jedoch noch nötig, heißt es. Die Integration des Modells in medizinische Dokumentationssysteme könnte den klinischen Einsatz erleichtern.
Die Studie entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Karolinska Institut, dem Universitätsklinikum Helsinki, der Universität Helsinki und dem Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlfahrt. Finanziert wurde sie vom Schwedischen Forschungsrat der Region Stockholm (CIMED) und der Schwedischen Krebsgesellschaft.
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