Bakterielle Vaginose: Was die Mundflora damit zu tun haben könnte

Die bakterielle Vaginose entsteht infolge eines Ungleichgewichts der Scheidenflora.
Oralverkehr könnte dazu beitragen, dass krankmachende Bakterien die Scheide besiedeln und die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen.

Eine intakte Scheidenflora verfügt über eine natürliche mikrobielle Besiedlung. Vor allem sogenannte Laktobazillen (Milchsäurebakterien) schützen die Vagina vor Eindringlingen wie Pilze und Keimen – und damit vor Infektionen.

Bei einer bakterielle Vaginose (kurz BV) gerät das Milieu der Vagina aus dem Gleichgewicht, verschiedene Bakterien verdrängen die Milchsäurebakterien und führen bei überwiegender Besiedelung zu unangenehmen Beschwerden. Es handelt sich aber um keine Geschlechtskrankheit im eigentlichen Sinn.

Wie Forscherinnen und Forscher in einer vor wenigen Tagen im Fachblatt PLOS Biology veröffentlichten Studie schreiben, könnte Oralsex zur Entstehung von bakterieller Vaginose beitragen.

Patientinnen klagen – nicht immer, aber typischerweise – über grau-weißen homogenen Ausfluss, der vermehrt, schaumig oder dünnflüssig sein kann. Dem Ausfluss haftet ein starker, unangenehmer, meist fischiger Geruch an. Im äußeren Scheidenbereich können Juckreiz und Hautreizungen auftreten, gelegentlich treten Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen auf.

Ein Team um die Mikrobiologin und Gynäkologin Amanda L. Lewis von der Washington University und den Infektiologen Warren G. Lewis von der University of California in San Diego haben nun untersucht, welche Auswirkungen Mundbakterien auf Mikroben haben, die in der Vagina leben und dort wachsen.

Mundbakterium im Visier

Es zeigte sich, dass eine häufig im Mund vorkommende Bakterienart (Fusobacterium nucleatum), die mit Zahnfleischerkrankungen in Verbindung gebracht wird, die Entstehung einer bakteriellen Vaginose begünstigen kann. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter führten Experimente mit menschlichen Vaginalproben und an Mäusen durch, um die Bakterien zu analysieren. Das Mundbakterium Fusobacterium nucleatum schien das Wachstum anderer an bakterieller Vaginose beteiligter Bakterien zu fördern.

Eine bakterielle Vaginose ist keine schwerwiegende Erkrankung, sollte aber dennoch behandelt werden, da betroffene Frauen anfälliger für sexuell übertragbare Krankheiten und Harnwegsinfektionen sind. Während einer Schwangerschaft birgt die Erkrankung die Gefahr einer Frühgeburt und sollte daher nicht unterschätzt werden. Die Behandlung erfolgt mittels antibiotischer Gele, Cremen oder Tabletten.

Claudia Estcourt, Sprecherin der British Association for Sexual Health and HIV und unbeteiligte Expertin, sagte gegenüber der BBC, dass Forschungen wie diese wichtig seien, um das Verständnis von bakterieller Vaginose und ihrer Entstehung zu verbessern. "Wir wissen, dass bakterielle Vaginose eine wirklich komplex, multifaktorielle Angelegenheit."

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