Alzheimer-Medikamente wirksamer als bislang angenommen

Durch die neuen Medikamente konnte der Verlauf von Alzheimer verlangsamt werden.
Zusammenfassung
- Neue Langzeitdaten zeigen, dass die Alzheimer-Wirkstoffe Lecanemab und Donanemab das Fortschreiten der Erkrankung über bis zu vier Jahre deutlich verlangsamen können.
- Beide Medikamente richten sich als monoklonale Antikörper gezielt gegen Amyloid-Ablagerungen und sind für Patientinnen und Patienten im frühen Stadium zugelassen.
- Langzeitstudien belegen einen messbar gebremsten Krankheitsverlauf auf der CDR-SB-Skala und teilweise sogar Verbesserungen bei Patientinnen und Patienten mit geringer Tau-Belastung.
Die bislang eher verhalten eingeschätzten Alzheimer-Wirkstoffe Lecanemab und Donanemab zeigen einer neuen Analyse zufolge eine nachhaltigere Wirkung als ursprünglich angenommen. Neueste Langzeitdaten legen nahe, dass beide Medikamente das Fortschreiten der Erkrankung auch noch bis zu vier Jahre nach Beginn der Behandlung verlangsamen können.
Die beiden Wirkstoffe sind monoklonale Antikörper, die gezielt gegen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn gerichtet sind. Diese Ablagerungen gelten als einer der Hauptverursacher der Alzheimer-Krankheit. Die Medikamente sind zugelassen für Patientinnen und Patienten mit einem frühen Stadium der Erkrankung – entweder bei milden kognitiven Beeinträchtigungen oder bei beginnender Demenz.
Erst vor wenigen Tagen in EU zugelassen
Frühere klinische Studien hatten nur einen moderaten Einfluss auf den Krankheitsverlauf gezeigt. Zudem kam es bei manchen Patientinnen und Patienten zu teils schwerwiegenden Nebenwirkungen. Die europäische Arzneimittelagentur EMA hatte Donanemab daher zunächst aufgrund eines ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses abgelehnt. Erst vor wenigen Tagen empfahl die Behörde schließlich doch eine Zulassung.
Aktuelle Ergebnisse zweier Langzeitstudien, die über die bisherigen Zulassungsdaten hinausgehen, zeichnen nun ein deutlich optimistischeres Bild. Wie beim Internationalen Kongress der Alzheimer’s Association (AAIC) in Toronto berichtet wurde, scheinen beide Medikamente das Fortschreiten kognitiver Einschränkungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren deutlich zu bremsen.
„Die beiden Amyloid-Antikörper Donanemab und Lecanemab können den Kognitionsverlust bei einer milden kognitiven Einschränkung (Mild Cognitive Impairment) oder einer beginnenden Alzheimer-Demenz auch langfristig über drei beziehungsweise vier Jahre verlangsamen“, schrieb dazu das Deutsche Ärzteblatt.
Krankheitsverlauf messbar gebremst
In den Studien wurden die Verläufe auf der sogenannten CDR-SB-Skala (Clinical Dementia Rating – Sum of Boxes, 0 bis 18 Punkte) mit unbehandelten Kontrollgruppen verglichen. Bei Lecanemab zeigte sich nach 48 Monaten ein um 1,75 Punkte geringerer Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit.
„Eine Behandlung über 48 Monate bedeutet 10,8 zusätzliche Monate in einem frühen Krankheitsstadium“, erläuterte Christopher van Dyck von der Yale University School of Medicine in New Haven (USA). Der Effekt habe sich bei den insgesamt 1.734 untersuchten Patienten im Laufe der Zeit kontinuierlich verstärkt. Besonders bemerkenswert: Bei Personen mit geringer zusätzlicher Belastung durch sogenannte Tau-Proteine sei in 56 Prozent der Fälle sogar eine Verbesserung auf der Skala festgestellt worden. Über zwei Drittel der Behandelten seien zumindest stabil geblieben.
Amyloid- und Tau-Ablagerungen gelten als zentrale Mechanismen bei der Entstehung von Alzheimer – wobei das genaue Ausmaß ihrer Bedeutung in der Fachwelt weiterhin diskutiert wird.
Auch bei Donanemab bestätigten Langzeitbeobachtungen den positiven Effekt. In einer Studie wurden Patientinnen und Patienten, die ursprünglich ein Placebo erhalten hatten, im weiteren Verlauf auf das Medikament umgestellt. Einige der ursprünglich aktiv behandelten Teilnehmenden erhielten Donanemab weiter – andere wurden nach bildgebendem Nachweis des Amyloid-Abbaus nicht weiter medikamentös behandelt.
Nach 76 Wochen zeigte sich bei früher medikamentöser Behandlung ein besseres Ergebnis auf der CDR-SB-Skala – mit einem Unterschied von 1,2 Punkten gegenüber späterer oder keiner Behandlung.
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