AGES warnt vor Überinterpretation der Impf-Inzidenz

AGES warnt vor Überinterpretation der Impf-Inzidenz
Sinkende Inzidenzen bei Geimpften könnten auf Meldeverzögerungen zurückgehen. Neue Berechnung soll dies abfangen.

Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) hat zuletzt auf sinkende Neuinfektionen in der geimpften Bevölkerung verwiesen und so begründet, dass der aktuelle "Lockdown" ausschließlich Ungeimpfte trifft. Tatsächlich hat die AGES zuletzt teils sinkende Inzidenzen bei den Geimpften ausgewiesen. Allerdings warnt AGES-Epidemiologin Daniela Schmid vor einer Überinterpretation: Wegen Meldeverzögerungen sind die Impf-Inzidenzen der aktuellsten drei Tage nämlich nicht verlässlich.

Klar ist angesichts der AGES-Zahlen, dass die Neuinfektionen die Ungeimpften deutlich stärker treffen als die Geimpften. Die letzten verfügbaren Daten stammen vom vorigen Donnerstag (11. November). Damals lag die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen bei 1.734 Neuinfektionen pro 100.000 Ungeimpften, aber nur bei 383 Neuinfektionen pro 100.000 Geimpften. Auch bei den Kindern und Jugendlichen sowie bei den Seniorinnen und Senioren ab 60 infizieren sich Ungeimpfte deutlich häufiger als Geimpfte.

"Nicht überinterpretieren"

Außerdem zeigt die AGES-Tabelle einen Rückgang der Inzidenzen bei der geimpften Bevölkerung - in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen von 407 auf 383. Dies dürfe man aber "nicht überinterpretieren", warnt AGES-Expertin Schmid gegenüber der APA. Sie erklärt, dass die Berechnung in den jeweils drei aktuellsten Tagen unverlässlich sei, weil es am aktuellen Ende der Statistik zu Meldeverzögerungen bei den Impfdaten komme. Daher sei die AGES gerade dabei, die Statistik umzustellen. In den nächsten Tagen soll eine aktualisierte Berechnung online gehen.

Schmid hält es zwar für durchaus möglich, dass der Fortschritt bei den Auffrischungsimpfungen zu einer Dämpfung der Neuinfektionen insbesondere in der Altersgruppe ab 60 führt. Immerhin hat sich bereits fast eine halbe Million Menschen in Österreich eine "Booster-Impfung" geholt. In der aktuellen Auswertung kann dieser Effekt wegen der Meldeverzögerung in der Impfstatistik aber nicht methodisch seriös beziffert werden, betont Schmid. Was laut Schmid aber bereits beobachtet werden kann, ist ein Rückgang der Impfdurchbrüche wegen der Auffrischungsimpfungen.

Am Dienstag wird die AGES laut Schmid daher keine Aktualisierung der Impf-Inzidenzen vornehmen, sondern stattdessen eine Neuberechnung vorbereiten. Künftig soll die Zeitreihe fünf Tage vor dem aktuellen Datum enden, um die Effekte der Meldeverzögerung abzufangen.

Kommentare