Diabetes- und Abnehmspritzen wirken oft weniger als erhofft

Beispiel für Abnehm-Medikamente: Ozempic und Wegovy
In einer aktuellen Studie zeigte sich nur bei einer kleinen Gruppe der Patienten ein messbarer Erfolg. Die Unterschiede bei Blutzucker- und Gewichtsreduktion waren groß.
  • GLP-1-Rezeptoragonisten zeigen in der Praxis bei vielen Patienten keinen signifikanten Durchbruch bei Gewicht und Blutzucker.
  • Studien belegen Verbesserungen bei HbA1c und Gewicht, jedoch sind die Erfolge außerhalb kontrollierter Bedingungen begrenzt.
  • Nur eine Minderheit der Patienten verzeichnete in den ersten sechs Monaten sowohl Blutzucker- als auch Gewichtsreduktion.

Die sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten zur Behandlung von Typ-2-Diabetes sowie Adipositas gelten öffentlich vielfach als „Abnehmspritzen“. Doch wie eine aktuelle Analyse deutscher Experten mit Beteiligung aus Wien zeigt, bleibt der große Durchbruch bei vielen Betroffenen aus: Die Wirkung dieser Arzneien fällt im Alltag sehr unterschiedlich aus – nur eine Minderheit profitiert sowohl in Bezug auf Blutzuckerwerte als auch auf das Gewicht.

Zwar zeigen klinische Studien mit den Wirkstoffen Semaglutid, Liraglutid oder Dulaglutid deutliche Verbesserungen bei HbA1c-Werten – einem zentralen Maß zur Beurteilung der Blutzuckerkontrolle – sowie beim Körpergewicht. Doch in der Versorgung außerhalb kontrollierter Studienbedingungen stellt sich die Frage, wie gut diese Effekte tatsächlich ankommen.

Ein Team rund um Martin Heni von der Universitätsklinik Ulm und Lisa Frühwald von der Klinik Ottakring in Wien hat sich genau dieser Frage gewidmet. Sie analysierten die Daten von 4.467 erwachsenen Typ-2-Diabetikern aus dem Diabetes-Patienten-Nachsorgeregister (DPV). Im Fokus standen die Entwicklungen von Blutzucker und Körpergewicht innerhalb der ersten sechs Monate nach Therapiebeginn.

Viele ohne messbaren Therapieerfolg

Im Schnitt waren die analysierten Patienten 60 Jahre alt, mit einem mittleren Body-Mass-Index (BMI) von knapp 35 – also im adipösen Bereich. Der durchschnittliche HbA1c-Wert zu Beginn lag bei 7,7 Prozent, deutlich über dem angestrebten Ziel von unter 6,5 Prozent.

Die Ergebnisse zeichnen ein ernüchterndes Bild: Zwar sank der mittlere HbA1c-Wert um 0,5 Prozent, das Gewicht reduzierte sich im Durchschnitt um 1,46 Prozent. Nur 14 Prozent der Patienten konnten sowohl eine Senkung des Blutzuckers als auch eine Gewichtsabnahme verzeichnen. Weitere 35,7 Prozent erreichten lediglich eine Verbesserung beim HbA1c-Wert, während 7,4 Prozent ausschließlich an Gewicht verloren. Für 42,9 Prozent zeigten sich keine nennenswerten Verbesserungen – weder beim Gewicht noch beim Blutzucker.

Einzelfall entscheidet

Die Daten verdeutlichen: „So nahmen Personen mit einem höheren Ausgangsgewicht unter der Behandlung häufiger ab, Frauen hatten zumeist eine stärkere Gewichtsreduktion mit den GLP-1-Rezeptoragonisten als medikamentöse Therapie. Personen mit einer schlechteren Blutzuckereinstellung am Beginn nahmen zumeist weniger ab als Menschen mit einem geringeren HbA1c-Wert.“

Das Forschungsteam schlussfolgert: „Zusammenfassend zeigt unsere Analyse eine erhebliche Variabilität des Behandlungsresultats mit GLP-1-Rezeptoragonisten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes im klinischen Alltag. Nur eine Minderheit der Patienten erreicht in den ersten sechs Monaten der Therapie sowohl eine Blutzucker- als auch eine Gewichtsreduktion.“ Das betone, wie wichtig umfassendere Studien seien, um die individuelle Wirksamkeit besser vorhersagen und passgenaue Therapien entwickeln zu können.

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