Die Grippe-Welle könnte heuer wieder stärker ausfallen
"Überfüllte Skihütten sind etwas Wunderbares – für Influenza-Viren", sagt der Sozialmediziner Univ.-Prof. Michael Kunze anlässlich des Beginns der heurigen Grippewelle. Zwar ist er mit Prognosen zurückhaltend: "Doch der starke Anstieg der Erkrankungszahlen in der Vorwoche könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Grippewelle heuer wieder etwas stärker ausfällt".
Zehntausende Erkrankte in Europa befürchtet
Während vom Zika-Virus (siehe Seite 6) derzeit für Europa keine Gefahr ausgeht, weist die Europäische Seuchenkontrollbehörde ECDC darauf hin, dass jährlich "Zehntausende Menschen" in Europa nach Influenza-Infektionen in Spitälern behandelt werden müssen. Rund zehn Prozent der europäischen Bevölkerung erkranken pro Jahr. Alleine in Österreich sterben an den Folgen einer Influenza-Infektion jährlich mehr als 1000 Personen, europaweit sind es Zehntausende Todesfälle.
Besonders stark ist die Grippe-Welle derzeit in Finnland, Georgen, Griechenland, Irland und der Ukraine. "Wir müssen aber auch in Österreich noch mit einem weiteren Anstieg rechnen." Der Höhepunkt der heurigen Epidemie sei noch nicht erreicht.
Schweinegrippe-Virus dominiert heuer
Europaweit dominiert derzeit das Schweinegrippevirus A(H1N1), das sich in rund 60 Prozent der untersuchten Virusproben findet. Auch in Österreich war das bis zur dritten Jännerwoche so. Doch in der Vorwoche herrschten bei den Virusnachweisen in Österreich die Influenza-B-Viren vor – und zwar ein Stamm, gegen den die herkömmliche Dreifachimpfung allerdings nicht schützt. "Einzig im Vierfachimpfstoff für Kinder und Jugendliche, der als Nasenspray verabreicht wird, sind beide B-Virenstämme enthalten. "In der Regel verlaufen aber gerade die Infektionen mit Influenza-B-Viren nicht so heftig wie solche mit Influenza A", sagt Kunze.
Bei Grippe-Impfung ist Österreich Schlusslicht
Doch solche Impfstoffprobleme kümmern ohnehin die wenigsten Österreicher: Nur acht Prozent der Bevölkerung sind gegen Influenza geimpft – damit ist Österreich Schlusslicht in Europa. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine sogenannte Durchimpfungsrate von 70 Prozent. Die Grippe-Impfung kann das Ansteckungsrisiko um zumindest 50 bis 80 Prozent senken – gleichzeitig verringert sich das Risiko für Komplikationen wie eine Lungenentzündung.
Grundsätzlich sei es jetzt für eine Impfung noch nicht zu spät, betont Kunze. Denn eine Grippe-Epidemie dauert in der Regel rund sechs Wochen, der Impfschutz ist nach spätestens ein bis zwei Wochen aufgebaut.
Sehen Sie hier eine Info-Grafik zur Entwicklung der Erkrankungszahlen:
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