Evergrande: Kurshöhenflug und neue Spekualtionen

Evergrande: Kurshöhenflug und neue Spekualtionen
Aktienkurs steigt zeitweise um mehr als 30 Prozent. Konzern könnte zerschlagen werden. Regierung warnt vor Crash.

Im Krimi um den schwer angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande zeichnete sich am Donnerstag leichte Entspannung ab - zumindest sahen das die Anleger so. Die Aktien von Evergrande legten an der Hongkonger Börse zeitweise um mehr als 30 Prozent zu und steuerten damit auf ihren größten Anstieg seit dem Börsengang 2009 zu. Letztlich gab es ein Plus von 17 Prozent. 

Die Anleger reagierten mit den Zukäufen auf eine Ankündigung vom Vortag, wonach sich der Konzern etwas Luft verschaffen konnte. Evergrande hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sich das Unternehmen mit Gläubigern über Zinszahlungen für eine im südchinesischen Shenzhen gehandelte Anleihe geeinigt habe, die am Donnerstag fällig wurden. Die Hongkonger Börse war am Mittwoch wegen eines Feiertags geschlossen.

Aufspaltung möglich

Die Refinitiv-Tochter IFR zitierte zudem einen Medienbericht der Online-Publikation Asia Markets, wonach in der Führung in Peking einen Restrukturierungsplan für Evergrande abgenickt worden sei. Demzufolge könnte Evergrande in drei separate Bereiche aufgespaltet werden. Ausgestanden ist die Evergrande-Krise aber noch nicht. Im Tagesverlauf wird eine 83,5 Millionen US-Dollar schwere Zinszahlung eines Dollar-Bonds fällig. Am Nachmittag war noch unklar, ob der mit insgesamt 305 Milliarden Dollar verschuldete Konzern die Anleihe bedienen kann.

Ein Bericht des „Wall Street Journal“ über die Lage beim chinesischen Krisenkonzern Evergrande versetzte am Nachmittag die Anleger erneut in Unruhe. An der Börse Hongkong drehten die Aktienfutures ins Minus. Der Zeitung zufolge treten die chinesischen Behörden an die lokalen Regierungen heran, sich auf einen möglichen Zusammenbruch des Immobilienentwicklers vorzubereiten.

„Es ist noch ein langer Weg bis zur Lösung dieses Problems“, sagte Kerry Craig, Marktstratege bei JP Morgan Asset Management. „Einige der unmittelbaren Ängste vor einem Zusammenbruch werden nachlassen, aber es wird weiterhin ein Thema bleiben, weil der Immobilienmarkt und das Baugewerbe ein so großer Teil der chinesischen Wirtschaft sind.“ 

Chinese Estates steigt aus

Zugleich wurde am Donnerstag bekannt, das Chinese Estates Holdings, der zweitgrößte Aktionär von Evergrande, seine gesamte Beteiligung an dem chinesischen Immobilienkonzern verkaufen will. Das Unternehmen teilte mit, dass es bereits Evergrande Anteile im Wert von 32 Millionen Dollar verkauft habe und plane, sich vollständig von der Holding zu trennen.

Das Verkaufsmandat gilt für 12 Monate ab dem Datum einer Aktionärsversammlung am 23. September, die dem Verkauf zustimmen soll, teilte das Unternehmen der Hongkonger Börse mit. Chinese Estates gab weiter an, zwischen dem 30. August und dem 21. September bereits 108,91 Millionen Aktien oder 0,82 Prozent des ausgegebenen Aktienkapitals von Evergrande für 246,5 Millionen HK$ (32 Millionen Dollar) verkauft zu haben.

Das Unternehmen schätzt, dass es bei dem Verkauf seines gesamten Anteils einen Verlust von etwa 9.486,3 Mio HK$ (1,22 Mrd. Dollar) für das Jahr 2021 erleiden wird. Am Donnerstag stiegen die Aktien des Konzerns um 23 Prozent, nachdem die Kuponzahlung für ihre in Shenzhen gehandelte Onshore-Anleihe am Mittwoch "gelöst" worden sei.

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