Zuzug von IT-Fachkräften: Der lange Weg zum Inder

Zuzug von IT-Fachkräften: Der lange Weg zum Inder
Betriebe über Reform der Rotweißrot-Karte erfreut. Lange Behördenwege und kompliziertes Prozedere sorgen für Kritik.

Um die Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften aus Staaten außerhalb der EU zu erleichtern, wurden zuletzt die Kriterien für die Rotweißrot-Karte gesenkt. Deutsch-Kenntnisse etwa sind nun nicht mehr zwingend nötig. Trotz Reform sei das Prozedere rund um die Karte immer noch viel zu kompliziert, klagen vor allem kleinere Betriebe. Im Schnitt dauere es drei bis sechs Monate, bis die gesuchte Fachkraft eine Arbeitsbewilligung erhält. Es komme ganz darauf an, wie rasch die Behörden arbeiten.

Drei Mitarbeitende aus Drittstaaten

„Durch die Reform hat es schon Verbesserungen gegeben, aber es ist immer noch nicht ganz klar, wer jetzt wie viele Punkte erreichen muss“, erzählt Claudia Anger, Personalchefin beim Wiener IT-Dienstleister DBConcepts. Der auf Computersupport und Notfallservice spezialisierte IT-Dienstleister hat den Personalstand binnen eines Jahres auf 50 Mitarbeitende verdoppelt.

Weil der IT-Arbeitsmarkt in Inland leer gefegt sei, habe sie bereits drei IT-Experten aus Drittstaaten eingestellt; einen aus Russland, einen aus Indien und einen aus den Emiraten. Die Lockerung bei den Sprachkenntnissen sei wichtig gewesen. „Die Basic-Sprache in der IT ist Englisch, Deutsch hat viele abgeschreckt“, sagt Anger. Ein Nachteil sei das Alterslimit. Fachkräfte über 45 hätten es dadurch schwerer. Durch die langen Behördenwege gehe sich eine rasche Rekrutierung etwa für ein bevorstehendes Projekt nicht aus.

Was auch fehle, sei ein einfacher Leitfaden für Betriebe. Die AMS-Broschüre  "Beschäftigung von Ausländern" umfasst immerhin 40 Seiten.

  Mehr dazu: Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit im Mai

Je weiter weg, desto länger

Die lange Verfahrensdauer hänge an den unterschiedlichen Bearbeitungszeiten der Behörden, bestätigt Margit Kreuzhuber, die bei der Austrian Business Agency (ABA) Firmen im Prozess beratend zur Seite steht. Als Beispiel nennt sie Strafregisterauszüge oder diverse Zeugnisse. Je weiter ein Land entfernt sei, desto schwieriger oft die Behördenwege, etwa wenn Dokumente übersetzt werden müssen. Sie empfiehlt, Qualifikationen gut zu dokumentieren und Unterlagen auf Deutsch oder Englisch vorzulegen.

  Mehr dazu: Was die Reform der Rotweißrot-Karte bringt

Erleichterungen mit Indien

Um die Behördenwege zu vereinfachen, schloss Österreich erst kürzlich  ein Migrations- und Mobilitätsabkommen mit Indien. So soll die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Agenturen qualifizierten Indern erleichtern, einen geeigneten Arbeitgeber in Österreich zu finden. Neu ist ein so genanntes „Working Holiday Programm“. Dabei erhalten junge Menschen die Chancen, in Österreich ein befristetes Arbeitsverhältnis einzugehen ohne dafür eine Beschäftigungsbewilligung zu benötigen.

Kommentare