Vergabe von Wohnkrediten zieht wieder an

Fast die Hälfte der gesamten jährlichen Wohnbauleistung entfällt auf gemeinnützige Wohnbauträger.
Zusammenfassung
- Seit Jahresbeginn ist die Neuvergabe von Wohnkrediten um zwei Drittel auf 5,2 Mrd. Euro gestiegen, unterstützt durch sinkende Leitzinsen und das Auslaufen der KIM-Verordnung.
- Kritik an neuen Nachfolgeregeln zur Kreditvergabe bleibt bestehen. Sie sind nicht rechtlich bindend, bei Auffälligkeiten darf die FMA aber prüfen.
Die Vergabe von Wohnkrediten ist von Jänner bis April im Jahresvergleich um zwei Drittel auf 5,2 Mrd. Euro gestiegen. Im April lag sie mit rund 1,6 Mrd. Euro so hoch wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Seit im August 2022 mit der KIM-Verordnung strengere Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten festgelegt wurden, kam es zusammen mit steigenden Zinsen zu starken Rückgängen bei der Vergabe von Krediten.
Jetzt entspannt sich die Lage wieder. Die Leitzinsen, die von der EZB zur Bekämpfung der Inflation auf bis zu 4,5 Prozent angehoben wurden, sinken wieder. Das Niveau für Kreditnehmer lag im April bei 3,42 Prozent. Und auch die KIM-Verordnung läuft aus. Die FMA hatte sie eingeführt, um angesichts steigender Zinsen und hoher Inflation eine Überschuldung privater Haushalte zu vermeiden
Psychologischer Impuls
Das Auslaufen der Verordnung könnte zumindest ein wichtiger psychologischer Impuls für den Markt sein, sagte Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich. Es könnte mehr Menschen ermutigen, sich um eine Finanzierung zu bemühen.
Die Kritik an den Nachfolgeregeln hält dennoch an. Vergangene Woche meldeten sich Banken, Länder und Industriellenvereinigung kritisch zu Wort, nachdem die FMA neue Vergaberegeln für Wohnkredite vorgelegt hatte.
Demnach darf die Beleihungsquote maximal 90 Prozent betragen und die Kreditrate maximal 40 Prozent des Jahresnettoeinkommens ausmachen. Auch eine maximale Laufzeit von 35 Jahren wird empfohlen. Die neuen Regeln halten an den Kriterien der bisherigen Verordnung fest. Banken dürfen von den Vorgaben abweichen, da sie rechtlich nicht bindend sind. Sollte es zu Auffälligkeiten kommen, darf die FMA aber prüfen.
Am Montag warnte der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKÖ vor einem „Weiterbestehen der Verordnung durch die Hintertür.“ „Die überschießenden Regeln für die Wohnkreditvergabe müssen endlich der Vergangenheit angehören,“ so der Obmann des Fachverbandes, Gerald Gollenz.
Auf politischer Ebene äußerte sich Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), der das Auslaufen der Verordnung als „richtigen Schritt“ bezeichnete. Die heimischen Banken würden ohnehin einem strengen Regelwerk unterliegen, ortete Mattle am Montag vor Journalisten wenig Risiko für Kreditausfälle. Dem pflichtete auch Hypo Tirol-Vorstand Andreas Stadler bei. Die Bank werde sich aber an den Empfehlungen „orientieren“
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