Wo Österreichs Museen ihre Meister finden

Wo Österreichs Museen ihre Meister finden
Die wirtschaftliche Performance ist gut, Häuser im Ausland machen vieles aber besser

Österreichs Museen haben sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich gut entwickelt – es hätte aber besser sein können. Seit 2012 hat das Kunsthistorische Museum (KHM) seine Besucherzahlen um 29 Prozent gesteigert, das Belvedere um 51 und die Albertina um 61 Prozent, zeigt die aktuelle Studie „Management von Museen – Spitzeninstitutionen im Leistungsvergleich“ des Strategieberatungsunternehmens Höffinger Solutions.

Diskrepanz

Das sind zwar herzeigbare Steigerungen, von der Oberliga ist man aber weit entfernt, meint Studienautor Stefan Höffinger. Mit seinen 1,745 Millionen Besuchern schafft es das KHM nicht einmal unter die Top-20 in Europa. Zum Vergleich: Der Louvre hat 9,6 Millionen, die Vatikanischen Museen 6,9 Millionen und das British Museum 6,2 Millionen.

Und das, obwohl ideale Rahmenbedingungen vorhanden sind, sagt Höffinger. Wien befinde sich im Städtetourismus unter den Top-10 in Europa und gelte als Kulturstadt. Das KHM habe mit der Habsburger Sammlung ein herausragendes Erbe. „Diese Diskrepanz ist interessant, es müsste ein Ziel sein, in die Top-Liga zu gelangen“, meint Höffinger.

In einigen Bereichen würden die heimischen Museen internationalen gut mithalten können, wie im Eigenauftritt, im Marketing und beim Thema Aufenthaltsqualität. In anderen Bereichen sei aber noch Luft nach oben, wie etwa bei der Eigenfinanzierung.

Spielraum schaffen

Großen heimische Museen sind – abgesehen von der Albertina und dem Belvedere – oft überwiegend von staatlicher Förderung abhängig. Der Louvre dagegen nur zu 40 Prozent. „Durch Eigenfinanzierung schafft man sich Spielraum, man kann unternehmerisch mehr machen und innovativere Formate schaffen“, sagt Höffinger.

Beim Thema Digitalisierung ist der Abstand zur europäischen Spitzenklasse teilweise frappierend, so der Experte. Besonders deutlich wird das bei der Zahl der virtuellen Besucher in sozialen Medien, wie Facebook, Instagram und Twitter. „Die Zahl der realen und der virtuellen Besucher sollte zumindest ausgeglichen sein“, erklärt Höffinger.

Bilder selber machen

Absoluter Spitzenreiter ist das Museum of Modern Art (MOMA) in New York, das mit 12,4 Millionen Followern sechs Mal mehr virtuelle als reale Besucher hat. Bei Österreichs Museen ist das Verhältnis nicht selten umgekehrt. Das wäre ein Bereich, in dem man zusammenarbeiten könnte, meint Höffinger: „Es muss nicht jedes Museum alles selber machen.“

Vor allem wenn man bedenkt, dass es nicht nur einen, sondern viele verschiedene Kanäle gibt. Ein schönes Beispiel, was in sozialen Medien möglich ist, hat das Getty Museum während des Corona-Lockdowns gezeigt. Menschen wurden aufgefordert, zu Hause mit einfachen Mitteln Gemälde großer Meister nachzustellen – mit oft köstlichem Ergebnis.

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