Größer werden: Das ist das Ziel der Liechtensteiner für den österreichischen Markt. Tätig ist die Bank in drei Geschäftsfeldern: Vermögensverwaltung, Fondshüllen- und Depotbankgeschäft sowie Immobilien. In allen drei Segmenten habe man zwei bis drei mögliche Übernahmekandidaten im Auge, sagt der stellvertretende Vorstandschef Harald Friedrich. "Die sind potenziell interessant, es kann aber auch sein, dass da in den kommenden zehn Jahren nichts passiert."
Die Konsolidierung im Bankensektor für Privatkunden werde jedenfalls "noch lange" anhalten, sind sich die Banker sicher. Es brauche eine "kritische Größe" von rund fünf Milliarden Euro verwaltetem Vermögen, um eine Bank im Privatkundenbereich gewinnbringend führen zu können. Darunter sei es angesichts der Zinssituation, dem hohen Wettbewerbsdruck und den hohen Digitalisierungskosten, die in der Branche herrschen, schwierig.
Wer ein zu veranlagendes Vermögen ab 500.000 Euro hat, ist bei der LLB hierzulande sozusagen im Rennen. Der Kundenstock der Liechtensteiner setzt sich aus vermögenden Privatkunden, Managerinnen und Managern sowie institutionellen Kunden wie Versicherungen, Pensionskassen, Banken, Kammern und kirchlichen Institutionen und Unternehmen zusammen. 220 Beschäftigte hat die Bank in Österreich.
Und wo stünde man als Anleger heute, wenn man diese 500.000 Euro im Jahr 2010 bei der LLB angelegt hätte? "Ungefähr beim Doppelten" sagt Löw. Dazu brauche es natürlich einen prosperierenden Kapitalmarkt und ein paar Sonderfaktoren, wie Löw betont. Einer davon war in der vergangenen Dekade die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, vor allem der EZB. "Das hat Aktien, Anleihen und über weite Phasen ja auch Gold getrieben".
Empfehlungen
Und was empfehlen Löw und Friedrich? Die klassischen Anleihen sind für sie keine Option. In dem Segment seien derzeit nur Schwellenländer-Anleihen interessant. "Wir glauben weiterhin an Immobilien und Aktien." Auch Titel im heimischen ATX stehen auf der Empfehlungsliste der LLB-Manager – etwa Andritz.
"Global setzen wir auf Blue Chips", so Löw. Also Aktien von Branchenführern mit hoher Bonität, guten Wachstumsperspektiven und regelmäßigen Dividendenzahlungen. Dass aufgrund der hohen Inflation und Nullzinsen jetzt viele Menschen erstmals an den Börsen "mitspielen" möchten, können die LLB-Manager nachvollziehen. Aber ist es dafür angesichts der hohen Kurse nicht schon zu spät? "Die Analysten haben global die Gewinnsituation im zweiten Quartal zu niedrig eingeschätzt", so Friedrich und Löw.
Für das kommende Jahr rechnen sie jedenfalls bei den Blue Chips in den USA und Europa mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 bzw. 15. Viele Titel haben da ihrer Ansicht nach noch Potenzial nach oben. Anfängern empfehlen die LLB-Chefs strategische Asset Allocation Fonds mit einer sehr breiten und ausgewogenen Auswahl an Titeln aus unterschiedlichen Ländern und Branchen. Denn 90 Prozent des Anlageerfolgs hängen laut Meinung der beiden Banker von der Asset Allocation ab. Also der Aufteilung (Diversifikation) eines Vermögens auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Immobilien, Währungen, Anleihen und Edelmetalle.
Sogenannte ETF (engl.: "Exchange Traded Fund"), also börsengehandelte Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index, wie etwa des Wiener ATX, abbilden, sehen Friedrich und Löw zweischneidig. "Da kaufen Sie eine Anlageklasse, in der Sie dann in guten, aber auch schlechten Zeiten sozusagen gefangen sind. Die Allokationsentscheidung muss man dann selbst treffen. Der Erfolg hängt aber maßgeblich vom richtigen Mix zum richtigen Zeitpunkt ab."
Kommentare