Wertsicherung: Hälfte aller Handy- und Internet-Tarife wird teuerer
Die hohe Inflation lässt auch die Preise für Telefonie und Internet steigen und sorgt so für Dynamik am Markt. Im April und Mai kommt es bei vielen Mobilfunkverträgen zu automatischen Preisanpassungen (Wertsicherungsklausel). Laut dem Vergleichsportal tarife.at könnte auf rund die Hälfte der Handy- und Internettarife demnächst eine Tarifanpassung zukommen.
Durch eine Preisanpassung von 4,23 Prozent dürften laut Berechnungen des Portals die betroffenen Tarife im Schnitt um monatlich 1,09 Euro teurer werden. Bei einem Spitzentarif mit einer Grundgebühr von 65 Euro sogar um 2,75 Euro bzw. knapp 33 Euro im Jahr.
Ventocom-(HoT)-Chef Michael Krammer rechnet wegen der Preiserhöhungen bei anderen Mobilfunkern mit einem Zustrom neuer Kunden. „Ich glaube, dass die Preisanpassungen zu einer erhöhten Wechselbereitschaft führen werden“. Die Preise für Bestandskunden müssten die Netzbetreiber schon deshalb erhöhen, um die Neukundenakquise zu finanzieren. Einige Anbieter hätten bereits zu Jahresbeginn ihre Servicepauschalen von 29,29 auf 34,90 Euro angehoben. Bei der Diskontmarke HoT werde es zu keiner Preiserhöhung kommen, versichert Krammer, man werde die höhere Inflation durch "natürliche Effizienzsteigerungen" ausgleichen.
"Auf Handy wird nicht verzichtet"
HoT betreibt als virtueller Mobilfunkanbieter (MVNO) kein eigenes Mobilfunknetz. Bei den Smartphone-Tarifen ist das Unternehmen bei Magenta eingemietet, bei mobilem Breitband nützt man seit 2020 das Netz von "Drei" (Hutchison). Dass die hohe Inflation auch zu vermehrten Forderungsausfällen bei den Handykunden führen wird, glaubt der Ventocom-Chef nicht. „Das Handy ist heute wie Essen und Trinken, darauf wird zuletzt verzichtet“. Eher wird auf einen Fixkosten-Tarif gewechselt.
5G erst 2023 relevant
Die fünfte Mobilfunkgeneration (5G) ist bei HoT noch kein Thema. Krammer rechnet damit, dass die neue Technologie 2023 massenmarktauglich werde. Es zeige sich aber wie schon bei bisherigen Mobilfunkstandards, dass 5G keine Revolution sondern eine Evolution sei. Für die Netzbetreiber sei 5G effizienter und deshalb günstiger im Betrieb. Am sinnvollsten sei 5G bei mobilem Breitband. Hier sei entscheidend, wann kostengünstige Router verfügbar seien. Bei Smartphones hingegen sei der Unterschied zwischen 4G und 5G kaum spürbar, so Krammer.
Trend zu gebrauchten Smartphones
Eine wachsende Nachfrage ortet der Ventocom-Chef nach gebrauchten Smartphones, speziell iPhones, wie sie aktuell bei Hofer angeboten werden. „Der Trend, alle zwei Jahre ein neues Handy zu erwerben, habe deutlich nachgelassen. Auch deshalb, weil die Geräte und Anwendungen darauf immer individualisierter sind“. Während der Sekundärmarkt von guten Geräten immer wichtiger werde, dürften subventionierte Vertragshandys vom Mobilfunkanbieter bald ganz vom Markt verschwinden, glaubt Krammer.
Kritik an Glasfaser-Förderung
Erneut Kritik übt er an der Förderung des Glasfaser-Ausbaus am Land, Stichwort „Fibre to the home“. „Das macht in den Städten Sinn, am flachen Land ist das aber eine ineffiziente Subvention. Hier können Haushalte viel besser mit 5G versorgt werden. Da muss nicht überall eine Straße aufgerissen und Leerrohre vergraben werden", meint Krammer.
Netflix & Co. sollen mehr zahlen
Großes Thema in der Branche ist derzeit die Netzneutralität, also ob große Streaming-Plattformen wie Netflix, die 80 Prozent des Datenvolumens beanspruchen, extra zur Kassa gebeten werden sollen. Krammer sieht nicht ein, warum die großen Tech-Konzerne das Netz gratis nutzen dürfen. "Das wäre so, wenn auf die Autobahn nur die kleinen Mopeds Maut zahlen müsen, nicht aber die großen Schwertransporter. Das ist absurd". Die Netzbetreiber müssten ihre Gratis-Streamingangebote überdenken und von Netflix, Amazon & Co. Fixkostenbeiträge verlangen.
Kundenwachstum
Ventocom bietet neben HoT noch andere Mobilfunkmarken an, darunter Rapid Mobil und seit neuestem Raiffeisen Mobil. Das Unternehmen konnte im Vorjahr die Zahl der Kunden in Österreich um 15 Prozent auf 1,21 Millionen steigern, der Serviceumsatz kletterte um 22 Prozent auf 105 Mio. Euro. Der Gewinn nach Steuern sei 2021 verglichen mit 2020 "in etwa gleich geblieben", so Krammer. 2020 waren es laut Firmenbuch 6,55 Mio. Euro.Ventocom beschäftigt derzeit 72 Mitarbeiter.
Hinweis: Aritkel wurde um 15 Uhr aktualisiert
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