Wer beim Würstler seinen Senf dazu gibt

Wer beim Würstler seinen Senf dazu gibt
„Einmal mit alles“ war schon leichter auf den Teller zu bekommen. Wie der Produzent von Senf und Ketchup Spak den Multis die Stirn bietet und warum die internationale Senfkrise bei ihm nicht angekommen ist.

Auch das noch. Als wäre die Welt nicht schon schlecht genug, droht jetzt auch noch eine Senf- und Ketchup-Krise.

Den Franzosen geht ihr Nationalheiligtum Dijon-Senf aus, weil in Kanada die Senfkörner in einer Hitzewelle vertrocknet sind und damit die Ernte im Eimer war. Ausgerechnet beim Senf-Hauptlieferanten der Franzosen. Zu allem Überdruss ist dann auch noch die französische Ernte buchstäblich davongeschwommen. Der Schaden war angerichtet.

Was das angeht, kann sich der österreichische Senf-Hersteller Spak einigermaßen entspannt zurücklehnen. Die Senf-Körner seiner Produktion kommen von österreichischen Bauern, die die Senfstauden unter anderem am Rande ihrer Weizenfelder anbauen.

„Wir verarbeiten etwa 150 Tonnen Senfkorn im Jahr. Auf 70 Jahre alten Senfmühlen, die wir in den 1980er-Jahren mit der Übernahme der Firma Albatros übernommen haben“, sagt Seniorchef Hans Peter Spak im KURIER-Gespräch. Seine Mitarbeiter am Produktionsstandort Gallbrunn in Niederösterreich füllen damit jährlich eine Menge von 750 Tonnen Senf ab.

Macht am Würstelstand

Wer glaubt, noch nie einen Senf der Firma Spak am Teller oder im Hotdog gehabt zu haben, irrt. Oder war noch nie bei einem Wiener Würstelstand. Denn 70 Prozent der Würstelstände in der Stadt zählen laut Spak zu seinen Kunden, die Marke Albatros ist also so gut wie allgegenwärtig.

Das von seinem Vater 1936 in Wien gegründete Unternehmen spielt mit seinen Soßen, Mayonnaisen, Senf oder Ketchup auf den Tellern traditionell die Nebenrolle. Aber auch diese Rolle ist in Zeiten des Rohstoffmangels immer schwerer zu besetzen. Am Beispiel Ketchup: „Dieser wird aus konzentrierten Tomatenmark produziert, das traditionell vor allem aus Italien kommt“, erläutert Spak-Geschäftsführer Alexander Müller, der jährlich mehr als 2.000 Tonnen Tomatenmark für die Produktion braucht.

Wer beim Würstler seinen Senf dazu gibt

Hans Peter Spak, Eigentümer (l), und Alexander Müller, Geschäftsführer der Peter Spak GmbH

Doch auch hier bleibt der Nachschub aus. Die Lagerbestände von der Vorjahresernte sind aufgebraucht, die Trockenheit in den Anbaugebieten radiert heuer weite Teile der neuen Ernte aus. „Wir haben nur zwei Drittel der benötigten Mengen in Italien bekommen, den Rest haben wir in Spanien und Portugal beschafft“, sagt Müller.

Kampf um Tomatenmark

Die Zeiten, in denen Tomatenmark im großen Stil aus China nach Europa importiert wurde, sind jedenfalls auch vorbei, beobachtet Müller. „China verkauft seine Produktion nicht mehr. Im Gegenteil. China saugt den Weltmarkt leer. Das Land hat sich vom Verkäufer- zum Käufermarkt gewandelt.“ Und am Weltmarkt geht es längst nicht mehr um die Frage, zu welchem Preis, sondern ob man überhaupt Rohstoffe – egal ob Tomaten, Glas oder Paletten – bekommt. „Diese friss oder stirb Situation ist gewöhnungsbedürftig“ findet der Spak-Geschäftsführer.

Bei Ketchup, das Spak für den Massenmarkt (und auch für Handelsmarken) in Tschechien produziert, setzt Junior-Chef Peter Spak seit 2020 auch auf Patriotismus. Unter der Marke „Das Österreicher“, wird Ketchup aus österreichischen Paradeisern vermarktet, die ein Partnerunternehmen in Österreich zu Mark verarbeitet und Spak in Gallbrunn zu Ketchup.

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