Was die EU tatsächlich mit dem Verbrennungsmotor vorhat

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Aus vom Verbrenner-Aus. Entscheidung in Brüssel gefallen, Details aber unklar. Was der österreichische Autohandel dazu sagt.

Lauter politischer Applaus und stilles Rätselraten: Das ist die Lage in Brüssel, nachdem bekannt wurde, dass die EU-Kommission jenen Entschluss gefasst hat, auf den Europas und vor allem Deutschlands Autoindustrie seit Monaten drängen: Das Aus vom Verbrenner-Aus. Das für 2035 geplante Ende des Verbrennungsmotors für Pkw ist grundsätzlich abgesagt, das haben Vertreter der EU-Kommission am Donnerstag inoffiziell bestätigt.

Zehn Prozent, aber wie?

Details zu dieser Kehrtwende aber will die Behörde erst am kommenden Dienstag bekannt geben.

Grundsätzlich sollen die Flotten der Autohersteller – also der Durchschnitt aller von ihnen neu hergestellten Fahrzeuge – nicht mehr wie ursprünglich geplant 100 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen, sondern nur noch 90 Prozent. Unklar bleibt vorerst, welche Motoren das leisten sollen. Neben dem reinen Elektroantrieb könnten etwa Hybrid-Fahrzeuge aller Art weiter zugelassen werden, dazu gehören auch Autos mit „Range Extender“, also einem kleinen Verbrennungsmotor, der die Batterien des Elektromotors neu auflädt.

Nachhaltig produzierten Treibstoffe

Grundsätzlich will die EU-Kommission alle Motortechnologien zulassen, die die Limits für den Kohlendioxid-Ausstoß einhalten. Das könnten Verbrennungsmotoren sein, die besonders sparsam sind oder mit nachhaltig produzierten Treibstoffen betrieben werden, also etwa grüner Wasserstoff, daraus hergestellten E-Fuels oder Bio-Kraftstoffen aus pflanzlichen Produkten.

Wie die Zukunft des Autos in der EU nach 2035 tatsächlich aussieht, wird aber nicht allein von der EU-Kommission entschieden. Auch das EU-Parlament und die Mitgliedsländer reden mit – und gerade bei denen gehen die Meinungen weit auseinander. Italien etwa will den Bio-Kraftstoffen mehr Bedeutung geben, skandinavische Länder dagegen setzen voll auf den Elektromotor.

Das sagt der Autohandel

Indes ist man im österreichischen Autohandel von der „Aufweichung“ des Verbrenner-Aus nicht sonderlich beeindruckt. „Der typische Österreicher hat eh nicht geglaubt, dass das Verbrenner-Aus 2035 kommt, schauen wir, was wirklich passiert“, sagt Klaus Edelsbrunner, Obmann der Fahrzeughändler in der WKÖ, zum KURIER. „Die Kunden sprechen sehr stark auf Hybrid-Fahrzeuge an. Mehr als 60 Prozent der Neuzulassungen sind Hybride. Wir haben nur positive Rückmeldungen.“ Wurden früher Dieselautos wegen ihre Sparsamkeit beim Treibstoffverbrauch angepriesen, so gilt die Auszeichnung „extrem sparsam“ heute für Hybrid-Fahrzeuge.

„Viele Hersteller sind vom Diesel abgegangen und haben überhaupt aufgehört, Verbrennermotoren zu entwickeln“, sagt Edelsbrunner. „Wir haben die Technologieoffenheit schon immer verlangt. Unsere Techniker sind in der Lage Benziner und Diesel zu bauen, die sehr sauber sind.“ Nachsatz: „Es stellt sich aber die Frage, wie der Kunde künftig Verbrenner noch annimmt.“

Fakt ist: Die europäische Auto-Industrie konzentriert sich mittlerweile auf Hybrid- und vor allem E-Autos. „Da gibt es ein sehr großes Angebot, das von den Kunden gut angenommen wird“, sagt der Fahrzeughändler. „Im Handel wird sich in nächster Zeit gar nichts ändern.“

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